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<\/a><\/p>\n <\/p>\n Liebe hat doch einen Preis Auf dem kalten Fliesenboden hat sich eine kleine Pf\u00fctze gebildet. Noch immer steht sie regungslos da. Starrt den Spiegel an. \u00dcber die frei gewischte Stelle hat sich l\u00e4ngst wieder ein verh\u00fcllender Schleier gelegt. Eine schwer zu durchschauende Fassade. Ein leises Stimmchen ert\u00f6nt, l\u00e4sst ihre Gedanken vibrieren. Erst ganz zart, kaum h\u00f6rbar, kaum zu verstehen. Dann immer lauter und lauter. Sie gewinnt an Pr\u00e4senz, wird aufdringlicher. Lauter und lauter. Lena\u00a0zuckt kaum merklich zusammen. Das Stimmchen wird lauter, verwandelt sich in ein geh\u00e4ssiges Br\u00fcllen.<\/p>\n <\/p>\n <\/a><\/p>\n <\/p>\n Zwischen Hass und Verzweiflung Hure! Schlampe! Fotzenleckerin! Fingerfickerin! Die Stimme h\u00f6rt nicht auf, jede einzelne Beleidigung zu wiederholen, immer und immer wieder. Lauter und lauter, Dr\u00f6hnender und lauter. Tr\u00e4nen str\u00f6men ihr \u00fcbers Gesicht. Ihre H\u00e4nde ballen sich zu F\u00e4usten, die N\u00e4gel schneiden ihr ins Fleisch. Lesbenschlampe! \u201eH\u00f6r auf!\u201c, schreit sie. Ihr Gesicht verzerrt sich, sie l\u00f6st sich aus ihrer Starre, schl\u00e4gt auf den Spiegel ein. Einmal. Zweimal. Dreimal. Viermal. Scherben fliegen umher, es k\u00fcmmert sie nicht. Noch ein Schlag und noch einer. Ihre Fingerkn\u00f6chel platzen auf, sie verletzt sich an den Scherben, blutet. Tr\u00e4nen\u00fcberstr\u00f6mt sackt sie in sich zusammen.<\/p>\n <\/p>\n <\/a><\/p>\n <\/p>\n \u00abIch habe keine Tochter mehr.\u00bb<\/strong> Ich fand Lena an diesem Morgen zusammengesunken auf meinem Badezimmerboden vor, das Gesicht starr und tr\u00e4nenfeucht, die H\u00e4nde voller Blut. Um jeden Preis wollte ich f\u00fcr sie da sein, ihr helfen. Ich nahm sie in den Arm, strich ihr \u00fcbers Haar und murmelte irgendetwas von wegen \u201eDas bekommen wir schon hin!\u201c. Jetzt, ein Jahr sp\u00e4ter, hat sie sich komplett von ihrer Mutter losgesagt. Seit diesem verh\u00e4ngnisvollen Freitagabend ist der Kontakt g\u00e4nzlich abgebrochen. Das letzte, was Lena von ihrer Mutter zu h\u00f6ren bekam, war \u201eIch habe keine Tochter mehr.\u201c Worte, die sich ihr f\u00fcr immer ins Herz gebrannt haben, die sie tiefer ersch\u00fcttert haben als alle Beleidigungen und Beschimpfungen zusammen. Und doch hat sie sich nicht zerst\u00f6ren lassen vom Hass ihrer Mutter. Gemeinsam mit Charlotte \f ist sie in eine fremde Stadt gegangen, um dort neu anfangen zu k\u00f6nnen. Von sich selber sagt sie, dass sie die D\u00e4monen der Vergangenheit nun ruhen lassen und wieder gl\u00fccklich sein kann.<\/p>\n <\/p>\n <\/a><\/p>\n <\/p>\n All den M\u00e4dchen und Frauen dort draussen, die \u00e4hnliches durchmachen mussten oder m\u00fcssen wie Lena, m\u00f6chte ich eines sagen: ihr seid nicht allein! Es gibt viele wundervolle Menschen auf dieser Welt, die euch unterst\u00fctzen. Zwar werden die tiefen Wunden Narben hinterlassen, aber es liegt an euch, ob ihr euch davon unterkriegen lasst oder nicht. Die Erinnerungen werden euch wahrscheinlich nie g\u00e4nzlich loslassen, aber es liegt in eurer Hand, ob ihr euch von ihnen auffressen lasst oder nicht. Lebt euer Leben, liebt wie ihr f\u00fchlt! Und vor allem: Stay strong!<\/p>\n <\/p>\n Du brauchst Beratung oder willst jemandem helfen, der aufgrund seiner Sexualit\u00e4t in Schwierigkeiten ist? Folgend findest du einige Adressen, an die du dich wenden kannst.<\/strong><\/p>\n Deutschland: LesMigras<\/a>:\u00a0umfasst einen Antidiskriminierungs- und Antigewaltbereich f\u00fcr lesbische\/bisexuelle Migrant_innen und Trans*Menschen<\/p>\n Hilfetelefon<\/a>: 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr kostenfrei erreichbar: Das Hilfetelefon \u201eGewalt gegen Frauen\u201c bietet Betroffenen erstmals die M\u00f6glichkeit, sich zu jeder Zeit anonym, kompetent, sicher und barrierefrei beraten zu lassen. Die Mitarbeiterinnen stehen hilfesuchenden Frauen vertraulich zur Seite und leiten sie bei Bedarf an die passenden Unterst\u00fctzungsangebote vor Ort weiter.<\/p>\n Schweiz: HAZ<\/a>:\u00a0Informations- und Beratungsstelle f\u00fcr Frauen<\/span><\/p>\n
\n<\/strong>Heisse Luftschwaden wabern durch das wei\u00df geflieste Badezimmer. Ein Wasserhahn tropft, eilig abgestreifte Kleidung ist w\u00fcst \u00fcber den Boden verteilt. Stocksteif steht sie da, den Blick fest auf den beschlagenen Spiegel gerichtet. Er ist blind. Zeigt nichts als undeutliche Konturen, die sich nur schwer zu einem Ganzen zusammenf\u00fcgen. Der dicke Schleier an seiner Oberfl\u00e4che l\u00e4sst sie fast normal erscheinen. Undeutlich erkennt man ihr dunkles Haar, ihre dunklen Augen, ihr blasses Gesicht. Mit einer mechanischen Handbewegung wischt sie die Mitte des Spiegels frei. Nun kann er das wahre Ist nicht l\u00e4nger verbergen. Zum Vorschein kommen zwei m\u00fcde rot ger\u00e4nderte Augen. Tr\u00e4nen schimmern in den Augenwinkeln. Ein leerer Blick. Fest aufeinander gepresste farblose Lippen. Das Haar tropfend nass. Ein nach dem Duschen nachl\u00e4ssig um den K\u00f6rper gewickeltes Handtuch. Die glatte unbewegte Stirn verr\u00e4t nicht das Geringste von dem Unwetter, das in ihrem Kopf tobt. Lena ist\u00a019 Jahre alt. Erst vor wenigen Monaten hatte sie ihr Studium begonnen, Kunstgeschichte. Um Kosten zu sparen ist sie f\u00fcrs Erste bei ihrer Mutter wohnen geblieben. Sie hatten immer ein gutes Verh\u00e4ltnis zueinander, weshalb ihr das im Vorfeld ihres Studienstarts als gute Alternative erschien. Und es versprach auch alles gut zu funktionieren: Lena fand schnell Anschluss an der Uni, hatte von Beginn an viel Freude an ihrem Studienfach und lernte auf Anhieb wundervolle neue Leute kennen. Unter anderem eine junge Frau namens Charlotte, die sie nicht nur kennen sondern auch lieben lernte. Eine Sommerromanze. Schmetterlingsst\u00fcrme. Ein Rausch. Alles schien perfekt. Alles h\u00e4tte so sch\u00f6n sein k\u00f6nnen.<\/p>\n
\n<\/strong>Im sp\u00e4ten Juli war Lenas beste Freundin Maria zu Besuch. Die beiden hatten einander seit Monaten nicht gesehen und freuten sich auf die gemeinsame Zeit. Im Laufe der Woche gab es immer mal wieder Streitereien mit Lenas Mutter. Banalit\u00e4ten, keine grosse Sache. Am Freitag aber war alles anders. Lena und Charlotte waren den ganzen Tag unterwegs gewesen und kamen erst am sp\u00e4ten Abend zur\u00fcck. Die T\u00fcr \u00f6ffnete sich und die H\u00f6lle brach \u00fcber Lena herein. All die Beleidigungen, all die Beschimpfungen hallen in ihrem Kopf wieder. Ihr Herz schl\u00e4gt schneller und lauter und schneller, die Stimme dr\u00f6hnt. Macht es ihr unm\u00f6glich zu denken. Kaum hatte Lena einen Fu\u00df in den Flur gesetzt, st\u00fcrzte sich ihre Mutter wie eine Furie auf sie. Ohrfeigte sie. Links, rechts, wieder links. Lena dr\u00fcckte sich mit dem R\u00fccken an die Wand, wusste nicht, wie ihr geschah. Weder wusste sie, was los war, noch was sie tun sollte. Ihre Mutter br\u00fcllte sie an. Lenas Herz setzte aus. Ihre Mutter wusste von Charlotte! Der Frau, die sie liebte. \u201eDu ekelhafte Fotzenleckerin! Du Lesbenschlampe!\u201c, schrie ihre Mutter. Bei jedem einzelnen Wort zuckte Lena \f zusammen. Der Horror stand ihr ins Gesicht geschrieben. Wie mit einem hei\u00dfen Eisen brannten sich ihr die Worte ins Ged\u00e4chtnis. F\u00fcr immer. Hilflos versuchte Lena weiter und weiter zur\u00fcckzuweichen, doch die Hasstiraden nahmen kein Ende. Undeutlich nahm sie wahr, wie sich Maria zwischen sie und den Angriff schob, ihrer Mutter etwas zurief, Lenas Hand nahm und sie mit sich in ihr Zimmer zog. W\u00e4hrend Maria die T\u00fcr abschloss, um sie vor weiteren Attacken zu sch\u00fctzen, sackte Lena auf ihrem Bett in sich zusammen. Unverz\u00fcglich holte Maria die grosse Reisetasche vom Schrank. \u201eDu kannst hier nicht bleiben!\u201c, sagte sie. Lena reagierte nicht. Maria ging vor ihr in die Hocke und nahm sie in den Arm. \u201eDu musst hier ganz schnell weg, h\u00f6rst du?\u201c. Ein undeutliches Schluchzen. \u201eHast du jemanden, zu dem du kannst? Freundin, Kommilitonin, \u2026?\u201c, beharrte Maria. Lena l\u00f6ste sich aus der Umarmung und nickte z\u00f6gerlich. \u201eGut. Dann packen wir jetzt das N\u00f6tigste zusammen und holen dich hier raus! Sofort!\u201c<\/p>\n
\n<\/b>Seit Jahren schon wusste Lena, dass sie auf Frauen steht. Interesse an Jungs hatte sie nie, mit einem Mann konnte sie sich nicht mehr vorstellen als Freundschaft. Sich selbst gestand sie schnell ein, dass sie lesbisch war. Nach und nach outete sie sich auch vor anderen, erst vor ihren besten Freunden, dann vor Schulkameraden und jetzt vor Kommilitonen. Fast immer stiess sie auf positive Reaktionen, man akzeptierte sie so, wie sie eben war. Bei einem Menschen allerdings brachte Lena nie den Mut dazu auf, sich zu outen. Bei ihrer Mutter. Ein Leben lang musste sich Lena homophobe Spr\u00fcche anh\u00f6ren. Ein Leben lang wurde ihr eine Art von Normalit\u00e4t eingetrichtert, von der sie schon fr\u00fch wusste, dass es nicht ihre Normalit\u00e4t war. Sie f\u00fchlte sich normal, so wie sie war. Normal gl\u00fccklich, normal verliebt. Einfach normal. Und doch wuchs mit jedem Tag die Angst vor der Reaktion ihrer Mutter auf ihre Sexualit\u00e4t. Woher die extreme Homophobie ihrer Mutter kam? Vielleicht durch eine Jugend in der DDR, vielleicht durch die d\u00f6rflich-b\u00e4uerliche Erziehung. Wer wei\u00df das schon. Lena hatte stets damit gerechnet, dass ein Coming-Out sehr heftig werden w\u00fcrde. Aber so schlimm? Das h\u00e4tte sie nie erwartet. Nie h\u00e4tte sie gedacht, derart verletzt werden zu k\u00f6nnen. Und das von einem der wichtigsten Menschen in ihrem Leben.<\/p>\n
\n<\/strong>In&Out <\/a>\u00a0Tage ist das Peer-to-Peer-Beratungsprojekt von Lambda – f\u00fcr junge Schwule, Lesben, Bis und Trans bis 27 Jahre.<\/span><\/p>\n
\n<\/strong>RainbowLine<\/a>: LesBiSchwulTrans-Beratungsstelle und Meldestelle f\u00fcr homophobe Gewalt.<\/p>\n