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Letzte Woche hatten wir die Ehre, uns ganz exklusiv den schwedischen Lesbenfilm „Kyss Mig“ (2011) anzuschauen. Der Trailer hinterliess einen vielversprechenden Eindruck, und so tauchten wir denn voller Vorfreude in diese Geschichte zweier Frauen ein, die sich ganz unverhofft und in einer etwas komplizierten Konstellation begegnen – und waren gespannt, was denn mit ihnen im Laufe des Films geschehen würde.

Die Ausgangslage
Lasse feiert seinen 60. Geburtstag, und verkündet bei dieser Gelegenheit die frohe Kunde, dass er sich mit seiner Elizabeth verlobt hat. Ein freudiges Ereignis, an dem natürlich auch die Töchter der Beiden nicht fehlen dürfen. Mia (Ruth Vega Fernandez), Lasses leicht neurotische Tochter, die kurz vor der Hochzeit mit Tim steht, sowie Frieda (Liv Mjönes), Elizabeths Hippie-Tochter, begegnen sich an diesem Tag zum ersten Mal. Aufgrund dessen, wie sie sich zunächst schüchtern mustern, dann intensiver beobachten und schliesslich sekundenlang Blickkontakt halten (sowie aufgrund der Tatsache, dass abgesehen von ihnen beiden sonst keine zwei Frauen im etwa selben Alter gezeigt werden), wird ziemlich schnell klar: da wird sich etwas anbahnen. Und mit dieser Vermutung sollten wir Recht behalten.

Klischee, Kitsch – und eine unverhoffte Wendung
Die weiteren 20 Minuten des Films waren dann eine ziemliche Tortur: nicht nur bedient sich „Kyss Mig“ allen bereits 100fach gesehenen Klischees (inklusive total verstörter vermeintlicher Hetera nach den ersten Annäherungsversuchen der Lesbe), das Ganze ist auch noch unglaublich kitschig in Szene gesetzt (den ersten Kuss gibt’s, nachdem sie Rehlein gesehen haben im Wald). Mir drehte sich schon beinahe der Magen um. Doch die Geschichte nimmt dann glücklicherweise und unverhofft eine ziemlich spannende Wendung. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten, doch für einmal führt die offen zu ihrer Homosexualität stehende Lesbe selbst eine Beziehung und ist den Rest des Films nicht nur damit beschäftigt, entweder depressiv vor sich hinzuvegetieren, oder die Hetera in Stalking-Manier zu bekehren. Das hat in unserer Runde übrigens zu einer angeregten Diskussion darüber geführt, wann Frieda ihrer Freundin (die sie übrigens ebenfalls mal betrogen hat) beichten muss, dass sie sich in eine andere verguckt und mit ihr Liebe gemacht hat. Die bezogenen Positionen waren:

a) Gleich nachdem es passiert ist (wegen Ehrlichkeit und Moral und so).
b) Wenn sie sich bewusst ist, was sie will (und das kann dauern.)

Anschauen?
Ein weiteres Plus: Der Film fokussiert sich nicht nur auf die Verbindung von Mia und Frieda, sondern behandelt das Thema Familie und Beziehung generell. Funktioniert Patchwork? Welche Erwartungen hegt man gengenüber seinen Liebsten? Kennt man sich wirklich? Wie ehrlich ist die vermeintlich gelebte und zelebrierte Offenheit und Toleranz? Und: sollte man nicht irgendwann einmal die eigenen festgefahrenen Positionen überdenken, die Welt mit neuen Augen sehen, und damit beginnen, die Dinge wirklich und wahrhaftig wahrzunehmen und offen auszusprechen?
„Kyss Mig“ erfindet sicherlich die Welt nicht neu, vermag aber doch einen Schritt weiter zu gehen, als wir es uns von den Standard-Love-Stories aus dem Lesbenland kennen. Alles in allem erhielt der Film von uns auf einer Skala von 1=total beschissen bis 10=total wundervoll eine gute 7 – und ist deshalb durchaus weiterzuempfehlen. Wer auf diese Kritik etwas gibt, und sich den Film deshalb anschauen möchte, kann das im Rahmen des Zurich Film Festivals tun. Die Spielzeiten sind:

Samstag, 22. September: 18.45h im Kino Arena 8 (Sihlcity, Zürich)
Sonntag, 23. September: 20.30h im Kino Arena 8 (Sihlcity, Zürich)
Donnerstag, 27. September: 18.00h im Kino Arena 5 (Sihlcity, Zürich)

Und die Tickets gibt’s hier.

Wir wünschen gute Unterhaltung!

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