Selbstsanierung – Und plötzlich wieder Single
(Ein Text von G.L.)
Eine Beziehung zu beenden ist immer schmerzhaft, doch fast noch schlimmer finde ich die Zeit nach den grossen Tränen. An die vertraute Zweisamkeit gewöhnt, muss man sich plötzlich wieder als Single durch die Welt schlagen.
Der Frühling steht vor der Tür, die ersten Sonnenstrahlen wärmen unser Herz und damit erwachen auch die Gefühle langsam aber sicher aus dem Winterschlaf. Nur meinen ist das so ziemlich egal. Die haben mal kurz unter der Decke hervorgeschaut und befunden, dass es immer noch viel zu kalt ist, sie in letzter Zeit sowieso etwas überstrapaziert wurden und sich jetzt erst einmal in die Ferien verabschieden. Seit ich vor kurzem meine zweijährige Beziehung beendet habe, gleicht mein Herz sowieso eher einem Trümmerhaufen und lädt wenig zum Verweilen ein. Rings herum steht dann auch ein Zaun mit der Aufschrift „Betreten der Baustelle strengstens verboten“.
Und obwohl es kaum zu fassen ist, ist mir doch tatsächlich eine einfach über den Zaun geklettert. Der Alarm ging los, der Verstand hat sie wieder Rausgeworfen und kurze Zeit später steht sie schon wieder mitten auf den Trümmern. Die ganzen Aufräumarbeiten kommen so natürlich nur schleppend voran, ich will sie ja nicht gleich mit dem grossen Bagger über den Haufen fahren und doch tun wir wohl beide gut daran wenn wir das Ganze nicht überstürzen.
Auf der Flucht von der ungewohnten Einsamkeit und auf der Suche nach Bestätigung bekomme ich den traurigen Eindruck: Ich bin ganz schön verzweifelt. Ich fühle mich erbärmlich, wenn ich immer wieder die Purplemoon Profile durchscrolle auf der Suche nach einer hübschen Frau zum Schreiben und Treffen, weil es mir gerade unglaublich schwer fällt einfach alleine zu sein. Ich fühle mich erbärmlich wenn ich in kürzesten Abständen auf mein Natel starre, in der Hoffnung, es habe mir jemand (bestimmtes) geschrieben. Ich rede mir ein ich wäre gerne wie Barney, aber wenn ich ehrlich zu mir selber bin, bin ich wohl eher wie Ted. Je länger das andauert, desto verzweifelter wird das Ganze und weil die Attraktivität umgekehrt proportional zur Verzweiflung abnimmt, bin ich am Punkt angelangt, an dem es endgültig Zeit wird, wieder eine attraktive, umwerfende, selbstbewusste, charmante, verführerische Singelfrau zu werden.
Der Plan sieht folgendermassen aus:
Punkt 1: Meine Ex-Freundin
Kein ganz einfach Punkt, wenn man bedenkt, dass sie die letzten Jahre Hauptansprechpartnerin für jegliche Art von Problemen und Problemchen war und die einzige Person, die sich wirklich dafür interessiert hat, was ich den ganzen Tag belangloses vollbracht habe. (Dazu gibt es ein passendes Filmzitat aus „Darf ich bitten.“: “Ist man aber verheiratet, dann hat man jemanden, der alles mit einem teilt: Die guten Dinge, die schlimmen und die furchtbaren Dinge, die normalen Alltagsdinge Also einfach alles – immer – jeden Tag. Ich verspreche dir, dein Leben verläuft nicht, ohne gesehen zu werden, weil ich dir zuschaue. Und du lebst nicht unbemerkt, weil ich Zeuge deines Lebens bin.“) Ok, wir waren nicht verheiratet, aber dennoch war da jemand, der jeden Tag gefragt hat, wie es einem geht und was man erlebt hat. Wir reden immer noch viel zu viel miteinander damit ich wirklich einen gefühlstechnischen Schlussstrich ziehen kann, um es dann in ein paar Monaten vielleicht mit einer Freundschaft zu versuchen. Und genau deshalb ist es noch viel wichtiger den Kontakt auf ein Minimum zu beschränken. Sonst lerne ich nie mehr, dass es eigentlich vollkommen ausreicht wenn ich mein Leben einfach für mich lebe, es wird ja nicht besser oder schlechter, wenn ich es jemandem erzählen kann.
Regel 1: Halte den Kontakt zur Ex-Freundin so gering wie möglich. Sprich: Keine aktive Kontaktaufnahme mit meiner Ex.
Punkt 2: Andere Frauen
Da ist ja noch die Frau, die auf meinem Trümmerhaufen herumläuft. Ich sollte die Sache wohl einfach auf mich zukommen lassen und sehen was passiert. Ansonsten jage ich sie bloss in die Flucht und meine Konzentration wäre mir auch dankbar.
Regel 2: Schreib ihr nicht häufiger von dir aus, als sie von sich aus schreibt.
Und dann die erbärmliche Purplemoon Sache.
Regel 3: Kein Besuch von Purplemoon
Die einzige Ausnahme die ich mir hier erlaube ist, auf erhaltene Nachrichten zu antworten. Profile durchscrollen und selber die Initiative ergreifen verboten!
Punkt 3: Konzentration auf das eigene Leben
Das ist ja eigentlich das Tolle am Single sein. Man kann sich auf sich selbst konzentrieren. Man ist an Niemanden gebunden und hat Zeit, sich wieder einmal mit sich selbst auseinander zu setzen.
Es gibt ja auch noch andere wichtige Dinge im Leben, die man nicht unbedingt vermasseln sollte, wie zum Beispiel Prüfungen. Und da ich das Messer am Hals habe
Regel 4: Konzentrier dich auf die Uni und versau es nicht. Deinem Ego und deiner Zukunft zuliebe.
Und gleich dazu passend
Regel 5: Dein Natel kann auch ohne dich leben und mach dich erst noch freundlicherweise durch Vibration darauf aufmerksam, wenn jemand an dich gedacht hat. Konzentrier dich lieber auf das was du gerade tust und auf Facebook passiert wirklich nie etwas Weltbewegendes, 1 Facebook Besuch pro Tag reicht vollkommen aus.
Daneben sollten natürlich auch Freizeit und Freunde nicht zu kurz kommen. Ablenkung tut immer gut.
Regel 6: Geh regelmässig aus und triff dich mit Freunden.
Das Ganze beginne ich, nein nicht morgen, sondern jetzt und es Endet mit der letzten Prüfung die ich Ende August schreiben werde. Da hab ich mir wieder etwas eingebrockt, aber ich bin gewillt es durchzuziehen, denn ich habe keine Lust mehr, als erbärmliches Häufchen durchs Leben zu gehen.
Wie gewöhnt man sich am besten wieder an das Singlesein und wie bekommt man die Ex endlich aus dem Kopf? Euer Rat ist gefragt.
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