Review Santa V – die Zukunft der Ekstase
Let’s do this
«Hey, wach auf, es ist schon 11 Uhr». Wer redet mich hier aus meinem komatösen Schlaf? Eine Frau. Sie liegt neben mir, als ich noch betrunken meine Augen zu öffnen versuche. Eine Frau. Ich bringe sie auf das nächste Tram und mache per SMS Schluss.
Dann weine ich, nicht wegen ihr, sondern wegen meiner Unfähigkeit, meiner Bindungsangst und meiner Verlustangst. Und natürlich weine ich auch noch wegen meiner Ex, dies schon seit Februar. Kann die kommende Santa V meine Trauer verschwinden lassen oder ist sie nur eine weitere hedonistische Angelegenheit, wo sich alle schön und besonders klug in Szene setzen?
Gegen 19 Uhr treffe ich immer noch mit Brummschädel bei meinem Mentor ein. Er auch mit Hangover. Wir sind so was wie WWF, einfach für Alkohol. Nicht, dass der noch ausstirbt wegen Unterkonsumierung.
Wir schauen einen langweiligen Film, ich schlafe fast ein. Jetzt noch Party? Zwei Frauen kommen, haben Stimmung und verlassen uns, weil wir eben keine haben. Sie gehen in die Zukunft, wir bleiben im Status quo.
Um Punkt 00.00 stehe ich vor der Zukunft. Die Frauen sind irgendwie hübsch, schön feminin, anzüglich gekleidet, oder haben sich zumindest Mühe gegeben. Ich erwache schlagartig. Miau! Zuerst noch einen doppelten Espresso kippen, dann tauche ich ein in den pulsierenden Untergrund.
Holy fuck, willst du mich heiraten?
Drinnen angekommen ist es etwas eng und ich entdecke viele bekannte Gesichter. Eine hübsche Frau, sie könnte Ballerina sein, lächelt mich an. Wieso mich, denke ich? (Manchmal bin ich etwas bescheiden). Ansprechen, heisst es nun. Doch Pustekuchen: Ich habe ein Blackout. Wie quatscht frau eine andere frau an? An diesem Tag, so scheint es, habe ich alles vergessen, was mich das Leben gelernt hat. Ich frage mal meine beste Kollegin, sie meint «Hallo!“» sei gut. Ich denke: Hallo? Nur Hallo? Aber mir fällt auch nichts Besseres ein. Hoch lebe Hallo. Kribbeln im Bauch, schaut sie noch zu mir? Sie schaut definitiv.
Jetzt einfach cool sein, hingehen und hallo sagen. Meine Knie sind weich, der Sound ist tanzbar. Ich wippe mit dem Fuss. Ein «Hallo» krieg ich hin, hopp. Als ich vor ihr stehe denke ich: «Holy fuck, willst du mich heiraten?» aber sage «Hallo!», versuche dabei zu lächeln.
Die 170cm grosse, ca. 30-jährige, Brünette lächelt mich an. Sie fragt, ob ich in dieser Web-Bude arbeite. Trommelwirbel… Ja! sage ich, mein Haar weht durch die Club-Ventilation. Gepackt durch diese euphorisierende Erkenntnis legt ihre ihre Kollegin einen drauf und fragt, ob ich nicht diesen Blog habe. Ich zwinkere keck, mache gekonnt ein paar Stepp-Einlagen und glaube wieder an das Gute im Menschen. Sie kennen mich! Carla, die hübsche Brünette, die ich sofort geheiratet hätte erzählt, dass ich sie das letzte Mal an der ersten Santa V im Mai 2014 angemacht hätte. Puh, ja das habe ich wohl. Und sie sei überfordert gewesen.
Wir setzen uns auf die Couch, ich in der Mitte, umgeben von meinen Bitches, wie Snoop Dog einfach ein bisschen weiblicher und attraktiver dürft ihr euch mich schon vorstellen. Beide sitzen mir sehr nah, als hätte ich AXE eingesprüht. Sie hätten beide einen Freund. Wimperklimper. Okay, von mir aus. Playerschulterzucker. Ich habe nichts gegen Heteras. Hust. Aber nein doch, sie sind bi! Ein bisschen bi schade nie. Lachen.
Carla ist mittlerweile erheblich nahe gerückt und streicht sich ihre langen, weichen Haare über ihre Schulter, um ihren Hals für mich freizulegen. Score. Eine bessere Kussvorlage gibt’s wohl nicht. Ich sehe Ihren Nacken und bin baff. So eine schöne Frau. Wir schauen uns an und küssen uns. Wow! Ob ich ihre Freundin auch möge? Wimperklimper. Ja, von mir aus, dann küsse ich eben die andere halt auch. Playerschulterzucker. Heute bin ich eben sehr tolerant.
So geht es weiter, die Musik gut, die Frauen schön, der Abend voller Überraschungen. Gegen 2.45 müssen die Damen nach hause. Ohne mich.
Feuchtfröhliches Fazit
Gegen 3.30 leert sich die Zukunft doch die Musik bleibt konstant gut. Von Dekoration habe ich wenig mitbekommen, auch die Feuershow hab ich nicht mitgekriegt, aber Gerüchten zufolge war beides gelungen. Immerhin waren die schon zu kleinen WCs nicht wie letztes Mal mit diesen seltsamen milchigen Plastikfolien zugedeckt. Brünzeln ohne Hindernis!
Die Party war rundum gelungen und der gemütliche Raucherraum war konstant voll.
Wir hoffen auf eine Fortsetzung und angesichts der hohen Besucherzahl (auch Männer waren willkommen, was sehr für die Party spricht) sollte dies doch eigentlich möglich sein, oder? Meiner Meinung nach eine der einzigen Parties, an die frau noch hingehen kann, auch wenn sie seit 10 Jahren DJ Mary-immun zu sein glaubt. Denn bei der Santa V bleibt kein Bein vom Rhythmus verschont. Nicht tanzen ist hier keine Lösung.
Eine Party mit vielen Flirtmöglichkeiten etwas anders als die üblichen Homosausen, mit höherer Quote von Besucherinnen ausserhalb der Szene, was viel Spannendes verspricht. Das Versprechen nach Spass wird definitv zufrieden gestellt. Weisheit sollte frau deshalb eher im FRAUM (Frauenraum Zürich mit vielen Simone de Beauvoire Büchern) suchen, oder einfach in sich selbst. Rhetorisch gesprochen.
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