Ausgangszene Schweiz

Queersicht – schwullesbisches Berner Filmfestival

Vom 3. bis 9. November 2016 findet in Bern das 20. Schwullesbische Filmfestival „Queersicht“ statt. Damit ist Queersicht das älteste aller queeren schweizer Filmfestivals. Zu diesem Anlass zitiere ich hier gerne aus dem Grusswort der Broschüre. Es stammt von Veronika Minder, der Gründerin des Festivals: „Auf der Suche nach meiner eigenen (sexuellen) Identität giere ich als junges Ding nach non-konformen Frauenbildern. Seit den 1980er-Jahren werde ich vermehrt im Kino fündig, entdecke lesbische Romanzen oder schwulen Trash; und ich beginne, auch Heten-Filme genussvoll mit „queeren“ Augen zu sehen.

Wie jedes Jahr habe ich mich das bunte, weil zweisprachig, ziemlich unübersichtliche Programmheft gelesen und teile hier gerne meine persönlichen Highlights, Must-sees und Must-visits mit euch. Wenn ihr die Filmtitel anklickt, könnt ihr euch direkt den Trailer anschauen. Wollt ihr wissen, wann und wo welcher Film läuft, findet ihr auf der Website von Queerischt den Spielplan.

 

Die Filme

À trois on y va

Der Titel bedeutet frei übersestzt : Man geht zu dritt. Entsprechend handelt der Film von einer Ménage à trois zwischen der Hautdarstellerin und einem Päärchen. Das Lustige dabei: Das Päärchen weiss nicht, dass sowohl ER als auch SIE mit IHR eine Affäre haben. Ein Spielfilm, der komödiantischen Inhalt mit hübschen Schauspielerinnen verspricht.

à trois on y va
à trois on y va

Do I sound gay?

Klinge ich schwul? Eine Frage, die sich der Journalist David Thorpe stellt. Er macht eine Strassenumfrage und beginnt, in alle Richtungen nach schwulen Klischees zu recherchieren. Unterhaltsam und doch ernst. Auch wenn wir nicht schwul sind, bin ich überzeugt, dass der Dokumentarfilm über Stereotypen sehenswert ist.

Do I sound gay?
Do I sound gay?

Faster, Pussycat! Kill! Kill!

Der Film ist uralt (für meine Verhältnisse) und Kult. Er ist völlig überdreht und kann in keiner Weise ernstgenommen werden. Es geht um die „Satensweiber von Tittfield“, die à la Kill Bill mit Mord, Sex, Drogen und einem Idioten namens Blumenkohl zu tun haben. Man muss einen komischen Humor haben, um den Film zu mögen. Aber normal ist ja schliesslich auch langweilig.

Faster Pussycat! Kill! Kill!
Faster, Pussycat! Kill! Kill!

Go Fish

Ich wünsche mir in regelmässigen Abständen lesbische (Liebes)Filme ohne Drama und mit Happy End. Genau so wie all die Hetero-Romanzen sind. Go Fish könnte ein solcher Film sein. Im Beschrieb steht zumindest „Regisseurin Rose Troche zeigt eine Gruppe lesbischer Frauen, die sich gegenseitig unterstützen, miteinander diskutieren und sich lieben. Dabei wird deutlich: Zusammen ist weniger allein.“ *schmacht*

Go Fish
Go Fish

Katzenball

Ein Muss, für alle Frauen, die sich für die lesbische Schweizer Geschichte interessieren. Veronika Minder und Valerie Fischer erzählen in 87 Minuten die Geschichte(n) von lesbischen Frauen in der Schweiz – früher und heute. Fünf Frauen wurden dafür näher portraitiert. Zusammen mit Zeitdokumenten und Filmausschnitten beleuchtet Katzenball ein differenziertes Bild vom Anders-sein in der Schweiz.

Katzenball
Katzenball

Kings, Queens & In-Betweens

„Drag“ ist nicht gleichzustellen mit einer sexuellen Orientierung. Das Geschlecht hat weder etwas mit dem Gender noch mit der Gesinnung zu tun. Der erfrischende Dokumentarfilm von Gabrielle Burton zeigt die Spielarten zwischen Kings, Queens und allem Dazwischen.

Kings, Queens & In-betweens
Kings, Queens & In-Betweens

Kurzfilme 2

Das ist so eine Sache, mit den Kurzfilm-Blocks. Es ist eine Lotterie. Vielleicht mag man die meisten Filme und vielleicht findet man sie mehrheitlich schrecklich. Aber mindestens einen Block muss man sich einfach anschauen. Kurzfilme 2 wird mit einem Mickey Mouse-Titelbild beworben und hat damit bei mir schon fast gewonnen. Zudem tauchen die Aussagen „I need a Hero“, „I’m happy and gay“ sowie Catwoman und Supergirl im Beschrieb auf. Klingt nach Spass.

Kurzfilme 2
Kurzfilme 2

 

Die Party

Am Samstag, 5. Novemeber 2016 um 22.30 Uhr öffnet die Turnhalle ihr Pforte für die tanzwütigen queeren BesucherInnen. Gespielt wird Elektro. Und zwar nur Elektro. DJane Digital Tina aus Bern ist House- und Technospezialistin und DJ Jack Chang aus Frankfurt mag minimalistischen House. Wer glaubt, es wird einseitig und langweilig soll bedenken, dass um Mitternacht die Drags eine Show abziehen und das queere Partypublikum in Bern selten so interessant ist, wie an der Queersicht-Party.

Partylokal Turnhalle
Partylokal Turnhalle

Auch besuchenswert

DerDieDas Tuntenhaus

DerDieDas war ein Trio infernale, das um die 90er-Jahre Bern unsicher machte. Jean, Coco und Carmilla machten Musik, Körperkunst und Performances. Sie besetzten ein Haus, das sie DerDieDas Tuntenhaus nannten. Vor zwanzig Jahren löste sich das Trio auf. Anlässlich des Queersicht wird eine Ausstellung über die drei Queerköpfe gezeigt. Mit Fotos, Musik und Film wird das Schaffen der drei KünstlerInnen wieder in Erinnerung gebracht.

Das Trio DerDieDas
Das Trio DerDieDas

Der Brunch

Am Sonntag Morgen um 11 Uhr kredenzt Marcel vom Restaurant „Marcel’s Marcili“ Süsses und Deftiges zum Frühstück. Es passt wunderbar, die Nacht durchzutanzen und sich am nächsten Morgen mit dem Flirt oder den Freunden um die Ecke vom „Ort des Geschehens“ zum Brunchen zu treffen.

 

spielorte
Die Orte des Geschehens

 

Tickets

Im Vorverkauf können für alle Vorstellungen Tickets ergattert werden. Ich empfehle dies wärmstens, denn die mitmachenden Kinos sind nicht riesig und die Platzzahl entsprechend beschränkt.

Pro Film werden 15 Tickets an der Kasse vor Ort angeboten. Sie öffnet 30 Minuten vor Filmbeginn. Pünktliches Erscheinen ist ein Muss, sonst gehst du leer aus.

Jugendliche bis 25 Jahre erhalten gegen Vorweisen einer gültigen Identitätskarte einen kostenlosen Festivalpass. Mit diesem erhältst du alle Tickets 5 Franken günstiger.

Tickets für die Parties gibt es nur an der Abendkasse.

Kommentar:

Wie ihr bestimmt bemerkt habt, stehe ich nicht so auf Dramen und Coming-out-Stories. Auch Workshops sind nicht so mein Ding. Ich möchte an einem Filmfestivals in erster Linie Filme sehen und mich dabei gut unterhalten oder etwas lernen. Queersicht ist kunterbunt und es lohnt sich für dich auf jeden Fall, einen Blick in das Programmheft zu werfen. Denn auch Liebhaberinnen von Drama, Grusel, Coming-out, Schnulzen, Surrealem und Aufwühlendem kommen auf ihre Kosten.

 



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