Odyssee Berlin: eine neue LGBTQ-Webserie
Odyssee Berlin: eine neue LGBTQWebserie stellt sich vor: Ein Neuzugang im Webseriengenre mit LGBTQ-Content
Ein Interview mit der Regisseurin Franziska Schiedung über ihre neue Produktion. Das Leben der SchauspielerInnen. Und die eine oder andere Besonderheit des Lichtspiels. Worum es darin geht? „Egal ob hetero, lesbisch, schwul, bisexuell, trans, queer oder postqueer, eins haben alle gemeinsam – das Leben ist nicht immer einfach“, Zitat Franziska Schiedung.
Teaser #1 | “Fickbar” | Odyssee Berlin from Odyssee Berlin on Vimeo.
Große Serien, großes Angebot und für jeden etwas dabei. Die Netzlandschaft ist geprägt von großen Portalen wie Netflix. Das Angebot auf jenen Seiten scheint riesig zu sein, jedoch finden sich kaum Beiträge, die sich mit Themen wie gleichgeschlechtlicher Liebe, ComingOut oder ähnlichem beschäftigen. Ganz rar auf diesen Plattformen wird es, wenn es um angesprochene Inhalte geht und noch dazu gerne auf deutsche Produktionen zurückgegriffen werden würde. Auch sonst im Netz findet man derzeit noch sehr wenig deutsche Produktionen, die jene Thematiken aufgreifen.
Tatort: Lesbisch
Eine lesbische Kommissarin Sonntagabend um 20.15 Uhr im Tatort der ARD ist dann häufig schon das höchste aller Gefühle, was das deutsche Fernsehen an LGBTQ-Content zu bieten hat. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Eine Berliner Produktion der Regisseurin Franziska Schiedung, die nun als Regieabsolventin ein neues Terrain mit Odyssee Berlin in der Webseriensparte betritt, soll die Wende bringen. Sie selbst beschreibt es als eine Dramedyserie. Wer sich jetzt fragt, was das sein soll, keine Panik, die Antwort folgt. Dramedy stellt eine Kombination der Worte Drama und Comedy dar. Dieses Genre soll grundsätzlich eine Verknüpfung von Ernsthaftigkeit und Humor widerspiegeln. Ob ihr das gemeinsam mit ihren Akteuren gelungen ist, wird sich zeigen. Im Herbst sollen die Dreharbeiten beginnen und LesbianChic führte ein exklusives Interview mit der Regisseurin.
INTERVIEW Odyssee Berlin, LesbianChic, Josii
Antworten: Franziska Schiedung
Im Herbst sollen die Dreharbeiten für die ersten Folgen beginnen. Teaser wurden bereits auf www.vimeo.com/odysseeberlin veröffentlicht. Ist das Casting bereits abgeschlossen und auf welche Art von Künstlern/ Schauspielern darf sich der künftige Zuschauer freuen? Und wie viele Folgen stehen auf der Task-Liste?
Wir versuchen, verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Backgrounds zusammen zu holen, was natürlich auch für uns spannend ist. Wir casten Schauspieler*Innen, die ihre Ausbildung an der Schauspielschule absolviert haben und auch Leute, die Video Art, Performance und Spoken Word machen. Dazu kommen dann auch spielinteressierte Menschen, die wir Spezialisten nennen und die aus ganz anderen Bereichen stammen. Das ist schon sehr bunt und vielfältig und da passt es einfach gut, dass die Odyssee aus mehreren Figurengruppen besteht. Mit jeder Gruppe drehen wir zunächst drei Episoden. Geplant sind jeweils acht Folgen und drei davon sollen Cross Over Episoden werden. Wir suchen auch noch weitere Spieler*Innen, wer also Lust hat, meldet sich gern bei uns.
Mit der Ehe für alle und auch der größeren Akzeptanz für moderne Lebens- und Familienformen geht es schrittweise voran in Deutschland was die Anerkennung und die Rechte der LGBTQ-Szene angeht. Gab es dennoch Herausforderungen? Wie offen gehen die Akteure mit den Themen/ ihrer Sexualität um, auch in Bezug auf den Alltag? Wie breit ist das Spektrum derer gefächert?
Diese schrittweise Anerkennung, wie du sagst, erzeugt ja auch Gegendruck. Die Ergebnisse der Bundestagswahlen zeigen so eine Form des Backflashes gerade ziemlich deutlich. Als Filmemacher*Innen sagen wir: LGBTIQ-Sichtbarkeit, Inhalte und Geschichten – jetzt erst recht. Die Branche selbst ist natürlich auch nicht frei von Herausforderungen. Es ist schon zu beobachten, dass zum Beispiel für Schauspieler*Innen nach wie vor die Frage gilt, inwiefern ein öffentlich verhandelter LGBTQ-Hintergrund Nachteile im Berufskontext erzeugt. Da kommen merkwürdige Stilblüten an Fragen von externer Seite auf, zum Beispiel kann die Person „maskulin“ oder „feminin“ spielen, kann sie „heterosexuell“ spielen, geht das überhaupt. Hier werden antiquierte, vorherrschende Bilder einer weißen, privilegierten CisStruktur deutlich. […] Da muss eine bessere Ausgangslage her, welche die Schieflage in der Verteilung von Privilegien abschafft und eine Gleichzeitigkeit der Existenzgrundlage und der persönlichen Identität gewährleistet. Wir im Odyssee Team versuchen, unseren Teil beizutragen und einen Raum für Menschen aller Spektren sexueller Orientierungen und Genderidentitäten zu bieten. Wir sind natürlich sehr glücklich, wenn uns das, wie bisher, auch weiterhin gut gelingen kann.
Odyssee Berlin spielt, wie der Name es erahnen lässt, in Deutschlands Hauptstadt. Werden in der Webserie auch bekannte Berliner Plätze aufgegriffen oder auch Szeneorte wie Bars oder Kneipen? Solche Identifikationspunkte und bekannte Schauplätze reizen Zuschauer ja meist noch einmal zusätzlich.
Auf jeden Fall werden wir auch den bekannteren Orten in Berlin einen filmischen Besuch abstatten, denn so eine Örtlichkeit ist ja beinahe selbst eine Figur, ein Charakter, der stellvertretend für Berlin steht. Wir wollen aber auch immer die Odyssee Öhrchen offen halten und neue Orte zeigen, die vielleicht noch zu den Insidertipps gehören. Gleichzeitig möchten wir Berlin aber auch fern der bekannten Knotenpunkte zeigen, ein Berlin, das entweder dreckig, charmant, gleichgültig oder einnehmend sein kann – und für jede unserer Figuren auch einfach Zuhause bedeutet.
In ersten Gesprächen war die Rede von einer Produktion durch Nachwuchsfilmschaffende. Sind besondere Ideen, Kameraführungen, eine außergewöhnliche Bildsprache oder ähnliches zu erwarten?
Punkstyle! So nennen wir unseren Drehstil. Wir mixen Drehmethoden, die normalerweise jeweils für die Erstellung narrativer Filmformen, Improvisation, Performance- oder Video Art genutzt werden. Zusätzlich greifen wir so oft es möglich ist, auf vorhandene Lichtquellen zurück und drehen in einem sehr kleinen Team, das flexibel auf neue Ideen und Unerwartetes reagieren kann. So lässt sich das Beste aus allen Welten heraus picken und es bleibt immer die Möglichkeit wichtige und/ oder verrückte Einfälle auszuprobieren.
Den Zuschauer erwartet ja kein alltägliches Filmprojekt. Ein wenig Experimentierfreude liegt in der Luft. Jeder weiß, das Film- und Fernsehproduktionen nicht gerade günstig sind. Da stellt sich die Frage, ob und wie es gelungen ist das
Projekt zu finanzieren und ob sich Sponsoren gefunden haben, welche das Projekt unterstützen?
Odyssee Berlin ist momentan hauptsächlich noch ein Projekt zwischen Freunden. Ursprünglich hat’s mit einer Schauspielübung angefangen und dann haben wir relativ früh entschieden, dass wir sehr schnell anfangen wollen zu drehen – mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen. Jeder Odyssee’ler bringt das ein, was er kann und ohne dieses großartige Engagement wäre das Projekt nicht vorstellbar. Aktuell stemmen wir den ersten Drehblock selbstverwaltet und wollen dann schauen, ob Zuschauer*Innen interessiert sind. Wenn das der Fall ist, ginge es weiter mit der Suche nach Sponsoren und Ideen für Finanzierungen, um dann weiter drehen zu können.
Wer neugierig geworden ist, kann sich gerne mal auf Facebook reinklicken. Auf unserer Facebook Seite werdet ihr auch informiert werden, wenn sich etwas tut in puncto Serienstart Odyssee Berlin. Wir bedanken uns bei Franziska Schiedung für ihre Antworten und sind gespannt auf alles, was noch kommt! Wir freuen uns und fiebern dem bald zu erwartenden Serienstart entgegen.
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