Masturbation – Wie befriedigst du dich
Einleitung
Was bewirkt Masturbation? Was passiert in meinem Körper und in meiner Seele? Ist Masturbation in der Partnerschaft okay? Hilft es gegen Herzschmerz? Warum masturbieren wir? Wie kann ich es mir selbst machen? Diese und noch ein paar andere Fragen klären wir in diesem Blog.
Was bewirkt die Masturbation?
Die Masturbation, auch Selbstbefriedigung genannt, löst ein Feuerwerk an Reaktionen aus – sowohl auf der körperlichen wie mentalen Ebene. Selbstbefriedigung ist ein wichtiger Bestandteil unserer Sexualität und unseres Lebensgefühls. Während du dich selbst anfasst, streichelst und erkundest, lernst du dich und deinen Körper besser kennen. Du entdeckst, was dir in welchen Situationen Spass macht und was nicht. Durch das bessere Verständnis für deinen Körper und deine Lüste wächst dein Selbstwertgefühl und deine Selbstliebe. Du kannst Masturbation auch als einen Weg der Selbstfindung und Innenschau betrachten. Gleichzeitig kann es aber auch ein Mittel für Druckabbau, Entspannung, ein Ventil für Trauer, Freude, Frust und übermässige Lust sein. Ein selbst herbeigeführter Orgasmus kann dich ausgleichen oder längst Aufgestautes wieder in Fluss bringen.
Was passiert beim Orgasmus?
Einfach gesagt ist der Orgasmus bei uns Frauen eine Folge rhythmischer Muskelkontraktionen in der Scheide. Dazu kommt, dass dabei die Hormone Oxytocin und Prolaktin ausgeschüttet werden. Oxytocin hat eine Vielzahl positiver Effekte auf uns, psychisch wie physisch: Wirkt als Stressregulator, senkt Blutdruck und Kortisolspiegel, verbessert die Wundheilung, beeinflusst Vertrauensfähigkeit und Bindung gegenüber der Partnerin positiv und sorgt für Ausgeglichenheit. Und es steigert die Lust. Viele sprechen deshalb vom „Kuschelhormon“. Vor und während dem Orgasmus kommt es zu mehr Sekretproduktion, frau wird spürbar feuchter. Die weibliche Ejakulation ist auch ein immer grösseres Thema, wobei es nicht bei allen dazu kommt. Ich hab schon mal gehört, dass dies „erlernbar“ sei, aber probiert doch selbst. Schaden kann es nicht.
In der Scheide selbst haben wir fast keine Nerven und deshalb kommen viele Frauen nicht durch rein vaginale Stimulation zum Orgasmus. Erogene Zonen wie Klitoris und bestimmte Stellen in der Scheide wie G- und A-Punkt spielen dabei eine grössere Rolle. Letztere sind nicht bei jeder Frau am selben Ort und auch nicht jede Frau empfindet diese als erogene Zone.
Die Klitoris ist für die meisten die wichtigste Komponente um zum Orgasmus zu kommen. Sie besitzt enorm viele Nerven und ist deshalb hochempfindlich auf jegliche Berührung. Wie genau sie stimuliert werden soll um den grössten Reiz zu empfinden, ist individuell verschieden. Manche mögens sanft, andere lieber härter, hauptsache ihr geniesst es.
Der G-Punkt (Gräfenberg-Zone) ist eine Stelle ca. 5cm vom Scheideneingang entfernt, der bei einigen Frauen durch richtige Stimulation zum Orgasmus führen kann. Bei anderen widerrum hat es keinen Effekt. Oder ihr habt die Stelle verpasst. Wichtig ist zu wissen, dass der G-Punkt erst ab einem gewissen Erregungszustand als erogene Zone funktioniert. Ein Merkmal ist, dass sich diese Stelle im Gewebe gerippt oder hart anfühlt.
Der A-Punkt liegt vor der Gebärmutterhals und kann teilweise empfindlicher sein als der G-Punkt. Spannender Fakt: Die Stimulation dieses Punktes führt bei vielen Frauen zu multiplen Orgasmen. Ist ein Versuch wert, die beiden ominösen Stellen zu finden, würde ich behaupten.
Geschichte der Masturbation
Schon seit Jahrhunderten ist Masturbation ein Tabuthema. Oder war es bis vor einigen Jahren. Zu früheren Zeiten wurde Selbstbefriedigung moralisch geächtet, als Sünde angesehen und oftmals (fälschlicherweise) mit Krankheiten in Verbindung gebracht um Ängste zu schüren. Alle sollten schön keusch und rein bleiben. Sex sollte sowieso nur der Fortpflanzung dienen und alles andere galt als krank und ein absolutes Tabu. Kennen wir doch von irgendwo her.
In der Kunst und Literatur war es weit weniger verpönt und viel mehr geschätzt, wie das Beispiel von Klimt zeigt. Woody Allen sagte: Selbstbefriedigung ist Sex mit jemandem, den man wirklich liebt. Leider ist die Kunst eine Kategorie für sich und hatte nicht so viel Einfluss wie wünschenswert gewesen wäre.
Kleines Beispiel für die allseits verbreitete Engstirnigkeit: Bis ins 20 Jahrhundert hinein war man der Ansicht, Akne werde durch häufiges Mastubieren verursacht. Dass Pubertierende mehr Hand an sich legen und gleichzeitig unreine Haut haben, ist ein Zufall oder besser gesagt hormonbedingt. Aber deshalb hielt sich dieser Irrglaube wohl so lange. Bis in die 1980er Jahre galt Masturbation in der Jugend als Unreifezeichen und im Erwachsenenalter als kranke Form von Sexualität.
Auch in den Familien war dieses Thema häufig Grund für peinliche Erlebnisse und vorallem eines: Schweigen. Eltern konnten nicht darüber reden und die Kinder wollten nicht. Verständlich und nachvollziehbar, denn so wurde es vorgelebt. Wenn es als normal behandelt worden wäre, hilfe, da wären ja alle nur noch mit sich selbst beschäftigt gewesen. Oder so.
Heute ist dieses Thema zum Glück weniger tabuisiert. Wir werden uns bewusster, dass es gesund und wichtig ist. Für unser Selbstbewusstsein, Wohlbefinden und auch zur Selbstkenntnis. Je besser ihr über euren eigenen Körper und eure Bedürfnisse Bescheid wisst, desto mehr könnt ihr auch Sex mit einer anderen Frau geniessen.
Lust auf dich? Lust auf was Neues?
Wo machst du es dir am liebsten? An welchem Ort wolltest du es schon immer mal ausprobieren? In der Natur? Im Auto? Unter der Dusche oder in der Badewanne unter dem Wasserstrahl? In einer öffentlichen Toilette mit dem Nervenkitzel, es könnte jemand kommen? Ganz mutig unter den Augen deiner besten Freundin/Freund oder deiner Partnerin? Vor laufender Webcam oder beim Telefonsex? Hast du dich selber schon mal beim masturbieren auf Video aufgenommen oder Fotos von dir und deiner Libido gemacht? Nein? Dann mal ran!
Mit einem Taschenspiegel wirst du deine eigene Zuschauerin, während du deine Venus anfasst. Das kann ganz schön geil sein. Eigenliebe pur! Sprich mit dir selbst. Verbalerotik ist nicht zu unterschätzen, auch wenn du alleine bist. Lass deine Geilheit akustisch werden, stöhne laut, gurre, seufze und heize dich mit Lustworten an!
Fasse den Mut, etwas bisher Unvorstellbares umzusetzen. Mach es dir so, dass du einen Kick und besonderen Kitzel verspürst. Es gilt, zu deinen Fantasien zu stehen und sie ohne Scheu auszuprobieren.
Grenzenlose Fantasien
Apropos Fantasien. Bei der Selbstbefriedigung ist dies ein ganz erheblicher Aspekt für viele Frauen. Da darf alles sein, alles darf geschehen. Die Fantasien dürfen fliessen, genau so wie der Libidosaft. Fantasien mit der Frau deiner Träume – scheint sie noch so weit weg zu sein.. Vor deinem inneren Auge ziehst du sie einfach aus und fällst über sie her. Oder du wirst von mehreren Händen angefasst und begibst dich in einen flotten Dreier oder gar eine Orgie, während du dich selbst stimulierst.
Viele von uns Lesben haben Fantasien von Sex mit Männern, aber nur wenige von uns stehen dazu. Warum? Erstmals erscheint es gegensätzlich, auf Frauen zu stehen und dann Fantasien mit Männern zu haben. Für viele scheint das moralisch nicht vertretbar. Und dennoch: Hast du solche Fantasien, lass sie zu. Wenn es dich anturnt, dann ist das völlig ok.
Es gibt Frauen, die sich als Schwanzfrau bezeichnen. Sie fühlen einen Penis zwischen ihren Beinen und sie lieben es, mit einem Dildo bestückt Sex mit Frauen zu haben. Wenn du mehr dazu wissen willst, schau dir einen meiner früheren Blogs (Strap-On) an.
Vorfabrizierte Fantasien
Keine Lust, dir selbst eine heisse Geschichte und Protagonisten_innen auszudenken? Mittlerweile gibt es jede Menge gutes pornografisches Material auf dem Markt. Vieles ist von Männern für Männer. Der Markt an Videos von Frauen für Frauen und von Lesben für Lesben wächst aber laufend. Hast du dich bisher noch nicht getraut, einen Porno zu schauen? Probier es aus! Das Internet mit einschlägigen Seiten macht es einfach. Die meisten Filme sind kostenlos. Du kannst dir aber auch einen Spielfilm anschauen. In ‚Blau ist eine warme Farbe‘, beispielsweise, gibt es sehr ausführliche Sexszenen, die in Echtzeit gefilmt wurden. Es gibt aber auch erotische Literatur, Comics, Bildbände… such dir etwas aus, das dir gefällt und mach es dir damit zuhause richtig fein.
Entführe dich in deine Lustwelt
Schönes Licht, Musik die dich abtauchen und bei dir selber ankommen lässt. Auch Düfte können belebend wirken. Ein hohes Maß an aphrodisierender Wirkung wird Amyris, Patchouli, Ylang-Ylang, Moschus, Sandelholz und Jasmin zugeschrieben. Schon ein einfaches Räucherstäbchen tut seine Dienste. Ein Gläschen Wein oder Sekt lockert bekanntlich auf, also warum nicht auch bei der Selbstbefriedigung? Lass alle Sinne tanzen! Du und deine Lust sind es wert.
Hilfsmittel für jeden Geschmack und Hotspot
Es gibt so viele Geil-Punkte am und im weiblichen Geschlechtsteil, dass ein gutes Sortiment an Hilfsmitteln unabdinglich erscheint, um sie zu stimulieren. Es gibt verschiedenste Vibratoren und Dildos, Liebeskugeln, Brustwarzen- und Lippenklammer hin zum Bud Plug (sogenannter Anus Stöpsel) und Cremes. Trau dich und probier Dinge aus, auf die du neugierig bist. Im Internet (Artikel, wo kaufst du deine Sexspielzeuge ein?) kannst du alles bestellen. Vielleicht kannst du die Spielzeuge ja auch mit deiner/n Freundin/nen austauschen, damit ihr nicht beide alles kaufen müsst. Der Hygiene wegen empfielt es sich, alles was eingeführt wird mit milder Seife zu reinigen oder mit einem Präservativ zu überziehen.
Es müssen aber nicht unbedingt teure Spielzeuge sein. Eiswürfel, die über die Nippel kreisen, können auch sehr prickelnd sein. Ebenso eine Massage der Venus mit Gleitgel oder einem warmen Öl. Streichle dich mit einer Feder oder einem Seidenband. Magst du lieber intensivere Erlebnisse? Setz etwas rauhes oder hartes ein… Ein Stück Holz oder eine raue Bürste. Der Kitzler und die Aussenlippen kannst du auch mit Mentholcreme, Tigerbalsam oder frischem Ingwer einreiben. Der Fantasie sind auch er keine Grenzen gesetzt.
Körperstellungen
Je nach dem, wie du liegst, sitztst, stehst, fühlt sich die Selbstbefriedigung ganz anders an. Auch da empfiehlt es sich, mal was neues auszuprobieren. Viele von uns masturbieren wohl im altbewährten Liegen in Rückenlage. Du kannst dabei die Beine stark spreizen oder eng zusammenpressen und so das Empfinden deiner Finger oder Spielzeuge erheblich verändern. Seitlich liegend, mit angewinkeltem Bein, kannst du dich von hinten kommend anzufassen. Das fühlt sich an, wie eine fremde Hand, die dich beglückt. Liegst du auf dem Bauch erhöht sich der Druck auf den Kitzler. Machst du es dir im Stehen, ist eine Kür für sich. Es bringt den Hauch von “kurz mal Druck ablassen” und schnellem Sex.
Den Höhepunkt auskosten – Crashkurs in Tantra
Im Tantra wird neben Berührung auch eine Atemtechnik eingesetzt, um den Orgasmus zu intensivieren. Probier es mal aus! Während du dich selbst befriedigst, atme tief in den Unterleib ein und halte dann die Luft an. Spanne den Beckenboden (wie, wenn du dringend auf Toilette musst, aber gerade nicht kannst) an und atme dann wieder aus. Diese Übung bringt die Energie in deinen Unterleib, dein Sexualorgan, und unterstützt den Orgasmus. Kommt der Orgasmus, kann er kurz, heftig, tief, langatmig, kraftvoll ausfallen. Er wird in jedem Fall intensiver, als er üblicherweise ist.
Du kannst dich während dem Höhepunkt auch auf dein Herz konzentrieren und so die Energie dort hinziehen. Das lässt das Hochgefühl auf die Wahrnehmung des ganzen Körpers ausweiten. Verweile in diesem Zustand, wenn dir danach ist, geniesse es, koste es aus. Sei liebevoll zu dir und nimm ohne Wertung wahr, wie du dich nun fühlst.
Masturbation während der Partnerschaft?
Mal ganz ehrlich, wer von uns kennt das nicht. Kaum sind wir in einer Beziehung, schon spielt die Eigenliebe keine grosse Rolle mehr. Wir sind zu sehr mit dem Liebesrausch zusammen mit unserer Partnerin beschäftigt. Später in der Beziehung verliert das Liebesspiel an Intensität, wir sind gesättigt und der Sex wird rarer. Doch war da nicht noch was? Die Selbstbefriedigung? In vielen Beziehungen wird sie vernachlässigt oder gar komplett eingestellt. Sie erscheint nicht mehr wichtig oder es fühlt sich falsch an, seine Sexualität ohne die Partnerin auszuleben. Vielleicht ist es für eine Partei gar ein Tabu, sich in der Partnerschaft noch selbst zu befriedigen. Breche dieses Tabu und beziehe die Selbstbefriedigung mit ins Liebesspiel ein. Lass dich davon anturnen, wenn sich deine Freundin selber anfasst. Oder spüre das kribbeln, wenn du dich selbst befriedigst und deine Freundin dich beobachtet oder einen anderen deiner Körperteile liebkost. Lernt voneinander, seht gegenseitig, was euch anturnt. Teilt eure Fantasien oder nehmt eure Selbstbefriedigung auf Video auf. Das kann extrem anmachen und dich für Zeiten ausrüsten, wenn deine Gespielin nicht da ist.
Fazit: Masturbation – Wichtig oder unnötiges Extra?
Es ist so ein unscheinbar kleiner Moment im Alltag von uns Frauen, wenn wir uns selber an unserem hochsensiblen erogenen Geschlechtsteil anfassen, streicheln, kitzeln. Es kann aus Frust oder Wut geschehen und wir werden dann verflixt nicht heiss, oder es geschieht aus tiefem Herzschmerz heraus und tut verdammt weh, wenn die erlösenden Tränen fliessen. Ein plumpes Rubbeln zum Druckabbau, ohne viel Emotionen, einfach mal zwischendurch. Jedes Masturbieren kann komplett anders ausfallen. Es ist so sehr abhängig von unserer eigenen Stimmung, von unserem Grundgefühl, von unserer Absicht und unseren Gedanken. Dabei ist es doch nur ein kleiner Knopf, den wir aktivieren, es ist der Lippeneingang zu unserer Venus, den wir erregen, es sind unsere Brustnippel, die wir kneten, benässen, steif reiben, und es ist unser Anus, der vielleicht seinen Lustgewinn mit einbringt.
Was, wenn wir uns wochenlang gar nicht mehr anfassen, weil wir im Liebeskummer fest stecken, oder weil wir kraftlos von Stress zur Erschöpfung fallen, oder weil wir es einfach gerade nicht wichtig finden, oder weil wir in einer bequemen Beziehung leben, die uns von uns anderweitig befriedigt. Alles kann, nichts muss. Wichtig ist, dass wir uns dessen bewusst sind, was und warum wir es gerade tun oder eben nicht tun, und dass es uns damit gut geht und wir nichts einfach nur beiseite schieben.
No Comment