Ich bin Feministin!
Toninas Vier
Ich bin Feministin!!
Die Rede von Emma Watson ging um die Welt. So wie sie die Kampagne #HeForShe erklärte, wurde das Thema allgemeinverständlich. Wir alle konnten uns mit ihren Gedanken und Erfahrungen identifizieren, nicht zuletzt weil ab und zu ihre Nervosität durchblitzte, was sie so fassbar machte. Mein Facebookfeed quoll über mit lobenden Worten für ihr Engagement und auch die Medien applaudierten. Solche Reaktionen für eine Feministin? Da wird einem ganz warm ums Herz. „You might think: who is this Harry Potter girl? What is she doing at the UN?” Well, she is doing a hell of a job.
Aber in einem Punkt bin ich mit ihr nicht ganz einverstanden: “I decided I was a feminist and this seemed uncomplicated to me. But my recent research has shown me that feminism has become an unpopular word. And if you still hate the word — it is not the word that is important but the idea and the ambition behind it.” Eigentlich ja, völlig logisch, nicht? Aber das Wort spielt eben gerade doch eine Rolle. Auf eine gewisse Art und Weise. Wir sollten es nicht einfach so über Bord werfen. Habe versucht, dieses Bauchgefühl von mir in vier Punkte zu fassen:
Per Definitionem
Der Begriff Feminismus hat nichts mit Männerhass, Frauen sind besser als Männer oder Frauen an die Macht zu tun. „For the record, feminism by definition is: The belief that men and women should have equal rights and opportunities. It is the theory of the political, economic and social equality of the sexes.” Punkt. Schluss. Aus. Imfall. Unsere abtretende Miss Schweiz hat in ihrer letzten Amtswoche gesagt: „Ich bin keine Feministin, aber emanzipiert.“ Das ist etwa so sinnvoll, wie wenn ich sage: „Das Pferd ist kein Schimmel, aber weiss.“ Und genau solche Aussagen führen dazu, dass der Begriff einen so schweren Stand hat. Hast Du das Gefühl Mann und Frau sind gleichberechtigt und verdienen denselben Respekt, die gleichen Chancen und die gleiche Behandlung? Voilà, dann bist du ein Feminist oder eine Feministin. It’s that simple.
Anderes Wort, gleiche Reaktion
Und was wäre, wenn wir den Kampf für die Geschlechtergleichberechtigung umbenennen würden (weil irgendeinen Begriff braucht es ja)? Ich behaupte, es würden die genau gleichen Reaktionen folgen. Hätte Emma Watson das F-Word nie in den Mund genommen und sich stattdessen als „Kämpferin für Gleichberechtigung“ oder was auch immer geoutet, wäre trotzdem irgendeine_r, respektiv mehrere und leider sogar ganz ganz viele, auf die glorreiche Idee gekommen, mit der Veröffentlichung von ihren Nacktbildern zu drohen. Leider gibt es noch allzu viele Menschen, welche in patriarchalischen Vergangenheiten stecken geblieben sind und sich durch die Forderungen der Gleichberechtigung bedroht fühlen. Und das ist ja auch irgendwie verständlich, denn diese Forderungen verlangen eine Veränderung, eine Umwälzung, einen Bruch mit Traditionen, eine Flexibilität – sich auf so etwas einzulassen, verlangt viel von einem Menschen. Dass diese Forderungen einen Abwehrreflex auslösen liegt nicht am F-Word, sondern an ihrem Inhalt, und die genau gleichen Reflexe würden auch ohne dieses Wort folgen. Anstatt dass wir Energie verschwenden, eine Alternative für dieses Wort zu finden, sollten wir voller Tatendrang unsere Forderungen verbreiten, diese Abwehrreflexe abbauen und allen erklären, dass dies eines der guten F-Words ist.
Unsere Vorgängerinnen
Simone de Beauvoir, Olympe de Gouges, Alice Schwarzer, Iris von Roten…– so viele Feministinnen haben dafür gekämpft, dass wir Frauen nun all die Freiheiten haben, die wir haben. Wenn wir nun einen anderen Namen suchen, grenzen wir uns dann nicht automatisch von all diesen ab? Ja wisst ihr, das was die vor uns gemacht haben, ist etwas ganz anderes, das waren die bösen Feministinnen, aber zu denen gehören wir sicher nicht – wollen wir das wirklich?! Ich persönlich bin unglaublich froh, dass es solche Frauen gab; bewundere sie unheimlich für ihren Mut, ihren Biss und ihre Visionen; bin unfassbar dankbar für all die Opfer und Entbehrungen, die sie auf sich nahmen, um diesen Kampf für uns Frauen zu kämpfen. Für mich fühlt es sich wie Verrat an diesen Kämpferinnen an, wenn ich mich vom Feminismus abgrenze, nur um die Komplikationen, die mit diesem Wort verbunden sind, zu vermeiden. Und ich möchte mich gar nicht davon abgrenzen, denn es erfüllt mich mit ein bisschen viel Stolz, wenn ich zur gleichen Sorte gehöre wie eine Simone de Beauvoir.
Provokation
Last but not least: wenigstens gibt es einen #Aufschrei, wenn sich jemand als Feministin outet oder das Wort fällt. Diese Aufmerksamkeit kann man sich auch zunutze machen, denn es gibt ja weiss Gott noch genug zu tun, bis wir den Traum einer gleichberechtigten Welt erreicht haben. Provokation ist ja bekanntlich immer gut, nicht?
Und was hat das nun auf lesbian chic zu suchen? Um nochmals Emma Watson zu zitieren: “It is time that we all see gender as a spectrum instead of two set of opposing ideals.” Sex and Gender – wenn alle diesen Unterschied begreifen würden, dann wäre Homophobie obsolet. Denn wenn unser Geschlecht nicht mehr definiert, was unsere Lieblingsfarbe ist, ob wir kochen können, gut in Mathe sind – wer wir sind, dann definiert es auch nicht mehr, wen wir lieben dürfen. Und deshalb ist der Kampf der FeministInnen auch ein Kampf für die Anerkennung von Homosexualität. Und deshalb bin ich Feministin!! Fuck yeah, I said the f-word!!
Für die Redaktion lesbian chic: Julia Meier.
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