Filmfestival in Basel
Intro: Dieser Text wurde von Luststreifen selbst für euch geschrieben.
QUEER UND FEMINISMUS MACHEN LUST AUF FILM
Luststreifen, wer bist du?
Feministisch-filmische Revolution, Enttabuisierung von sexuellen Themen wie Mehrfachdiskriminierung und Unterdrückung, ekstatisches Tanzen sowie spielerische und kritische Herausforderung von Machtstrukturen und Geschlechtergrenzen – das alles ist Luststreifen Film Festival Basel 2018. In Basel gibt es das queer-feministische Filmfestival schon seit elf Jahren und verführt die Zuschauer*in mit einem wohldurchmischten Programm: Gezeigt werden in diesem Jahr Filme über eine brasilianische Underground-Künstlerin, queere Familienkonstruktionen, Migration und intime Filmportraits über starke Frauen*. Um euch das Stöbern durch das Programm zu erleichtern, sind hier einige cineastische Perlen, die Lust auf mehr machen (im wahrsten Sinne des Wortes!). Das Luststreifen Film Festival findet vom 26. bis 30. September 2018 in Basel statt.
Liquid Porn
Passend zum Titel des Festivals LUSTstreifen und seiner thematischen Fluidität, wird ein „Porn Short“ Kurzfilm Block gezeigt. In zehn Kurzfilmen erobert das sexuelle Begehren allen gesellschaftlichen Zwängen zum Trotz die Welt: Körper werden unabhängig von den starren beauty standards, denen wir täglich begegnen, gefeiert und der Fokus liegt auf Begehren sowie selbstbestimmten und diversen Sexualitäten. In The Toilet Line von Goodyn Green flirten zwei Frauen in der Schlange wartend vor der Toilette und werden von der gegenseitigen Anziehung förmlich in die Kabine hereingezogen, in der die Verführung nach allen Regeln der Kunst ausgeübt wird. Rick Flynn, der als Gast am Festival präsent sein wird, lässt in How Come? Menschen jeden Geschlechts und Alters über ihre Präferenzen und Gewohnheiten zu Wort kommen.
Trailer How Come?
Eröffungsabend – Bixa Travesty
Das Luststreifen bietet einen safe space für alle Geschlechter und Identitäten, wozu der Eröffnungsfilm ausgezeichnet passt: Bixa Travesty (Cláudia Priscilla, Kiko Goifman), eine Schweizer Premiere, handelt von der brasilianischen transgender Sängerin Linn da Quebrada, welche eindrücklich die eigene Wahrnehmung des männlichen Geschlechts demoliert und eine aussergewöhnliche Stage Performance abliefert.
Am Eröffnungsabend spricht die Nationalrätin Sibel Arslan ein Grusswort – ab 20:30 h wird der Film gezeigt, auf den anschliessend bei einem Aperitif angestossen wird.
Hier geht’s zum Trailer.
Queer Shorts
In den leisen und wunderschönen Kurzfilm Marguerite von Marianne Farley verliebt sich frau sofort. Marguerite ist alt und schön und wird von ihrer lesbischen Betreuerin sanft an die längst vergange Zeit zurück erinnert, in der sie selbst eine Frau liebte, diese Verliebtheit aber nie zulassen konnte. Filmisch spannend ist Ellen Pages Lawless, in der sie eine australische Sexarbeiterin nur durch Filmstills und Erzählung zu Wort kommen lässt – ein intimer und keineswegs voyeuristischer Kurzfilm.
Trailer zu Marguerite
Trailer zu Lawless
Spiel- und Dokufilme
Ein Geheimtipp ist der Dokumentarfilm über die Frauenforscherin und Sozialwissenschaftlerin Donna Haraway. Fabrizio Terravona lässt euch an den Denkprozessen dieser faszinierenden Frau, die in den 1980ern den berühmten Essay A Cyborg Manifesto geschrieben hat, teilhaben und entführt euch in eine Welt, in der die Grenzen zwischen Mensch, Tier und Maschine verschwimmen. Der Film ist ein seltenes, offenes, intellektuelles, aber auch exzentrisches Porträt einer wirklich originellen Denkerin. Eine weitere Schweizer Filmpremiere ist Sophie Dros Genderbende, in dem fünf Menschen portraitiert werden, die sich zwischen den Normen, zwischen nichts und allem bewegen und sowohl Frau als auch Mann sind. Der mit dem Teddy Award 2018 als Best Feature Film ausgezeichnete Tinta Bruta (Marcio Reolon, Filipe Matzembacher) entführt euch in die Welt neonpinker Leidenschaft im homophoben Brasilien. Auf subtile Art nähern wir uns dem tristen Leben von Pedro, der in seiner kleinen Wohnung vor einer Webcam als Neonboy in eine andere Welt entflieht. Im israelischen Drama Para Aduma (Tsivia Barkai Yacov) erlebt ihr die orthodoxe Welt der 17-jährigen Benny, die mit ihrem verwitweten Vater zusammenlebt und ihn beim religiösen Unterricht unterstützt. Dabei verliebt sie sich in Yael, die Neue in der Klasse, und muss sich zwischen heftigen Emotionen und Religiosität zurechtfinden.
Trailer Donna Haraway
Trailer Genderbende
Tinta Bruta
Para Aduma
Rahmenprogramm: Entdecke Deine Sexualität oder kreiere (Vulva-)Sticker!
Wenn ihr keine Energie mehr fürs Filme Schauen habt, findet ihr Erholung im Festivalzentrum, wo es feministische Podcasts und queer-feministische Bücher zum Entdecken gibt. Am Samstag können mit der Künstlerin Mariana Egues (Vulva-)Sticker kreiert werden und am Sonntag könnt ihr lernen, die Lust in eigenen Hände zu nehmen. Durch einfache Übungen wird der eigene Körper erkundet, um das Bewusstsein erweitern und die eigene sexuelle Erregung besser verstehen und verbalisieren zu können. Wer unglaublich viel Lust auf Tanzen hat: Jeden Abend gibt es eine Party; so lassen es The Kill Joys am Freitag in ihrer Konzert-Performance krachen!
Kunst
Im Festivalzentrum findet ihr die Ausstellung Frauen* liebende Frauen* von Ziska Bachwas – auf grossen Wimmelbildern erzeichnete sie ihre Geschichten, Erfahrungen und Forderungen. In der luststreifenschen Ausstellung Lust_Art in der Panda Bar gibt es Fluidität und Vulven zum Entdecken: Installationen, Geschirr in Vulva-Form oder als Polaroid, alles passend zur Enttabuisierung und Wiederentdeckung der weiblichen Sexualität. Am 20. September 2018 ist Vernissage, an der die FLUX Crew und Livio Beyeler jeweils eine Performance, Aspiration und Nippel, zeigen werden.
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