Ess-Störungen bei Lesben und Bisexuellen
Es betrifft alle
Ess-Irritationen machen keinen Unterschied, nicht vor Geschlecht, Sexus oder Herkunft. Es kann jede von uns betreffen. Im kleinen unscheinbaren Genuss oder in ausgearteten Ess- Attacken. Auslöser sind alltäglichen Belastungen, auf allen Ebenen. Stress, Eile, wachsende Anforderungen, Umweltbelastungen, schlechtes oder sogar schädliches Essen, wenig oder gestörter Schlaf, wenig Bewegung, Elektrosmog (W-lan, Handy). All das soll von unserem Körper und unserer Psyche bewältigt werden. Da bietet sich eine genussvolle Speise als Stressausgleich an.
Gründe und Ursachen
Unverarbeitete Konflikte oder ungewollte Gefühle werden weg gegessen. Alltagsstress wird mit Essen kompensiert. Innere Leere, Einsamkeit und Depression können antreibende Faktoren zu Ess-Attacken sein. Die Liste der psychischen Faktoren ist lang. Überwiegend Frauen leiden unter Essstörungen, 90 % so heisst es. Sie sind verletzlich, sensibel oder extrem abgespalten von sich selber. Bei Lesben, Trans, Bisexuellen kommt ihr Comingout als Auslöser für Ess-Irritationen dazu. Die Betroffenen werden ausgegrenzt. Sie fühlen sich unverstanden von Freunden, Familie, Mitschülern. Essen ist ihr Fluchtweg, mit der Situation klar zu kommen. Bei Lesbenpaaren treten Ess-Irritationen auf, weil das Konzept der lesbischen Beziehung stereotyp ist, einengt oder an Lebendigkeit verliert. Die eigene Weiblichkeit wird weg radiert, Lesbe frisst sich rund und mollig, damit die Kurven verschwinden. Weiblichkeit als frühe Erfahrung der Schwäche, der Unterwerfung, als Opfer.
Promis und Ess-Störungen
Prominente Lesben können von Ess-Störungen ein Liedchen singen. Portia de Rossi, ehemaliges weltbekanntes Model, Schauspielerin und Lebenspartnerin von Ellen Lee DeGeneres, erzählt in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung: “Meine erste Liebe war die Magersucht. Frauen definieren ihr Selbstwertgefühl ja oft über ihren Körper. Dünn sein ist für viele von uns gleichbedeutend mit Schönheit, Kultiviertheit, Eleganz. Bei mir hat es lange gedauert, bis ich begriffen habe, dass mein Gewicht nichts aussagt über den Menschen, der ich bin,
Cornelia Scheel https://de.wikipedia.org/wiki/Cornelia_Scheel, ehemalig langjährige Partnerin von Hella von Sinnen, betrachtet sich selber als bis heute noch nicht auskuriert. Jahrelang litt sie unter Essstörungen, die nie richtig behandelt wurden.
„Die Essstörung los zu lassen, heißt immer auch, seine eigenen Wünsche Bedürfnisse und Ziele zu leben und dabei seine Talente einzusetzen. Zu wissen, was Du willst und dich durch zu setzen.“ So beschreibt Simone ihre eigenen Erfahrungen auf ihrer Webseite.
Selbsthilfegruppen, Kliniken, Internetportale
Seine eigenen Ess-Irritationen zu erkennen, ist der erste Schritt. Frauen und Mädchen merken meistens selber nicht, wenn sie abmagern. Ihr Selbstbild trügt, sie empfinden sich als zu dick. Ein speziell dafür entwickelter Selbsttest zeigt, ob und wie weit Frau betroffen ist.
Für Lesben mit Essstörungen werden Selbsthilfegruppen angeboten. In dem geschützten Rahmen sprechen sie über ihre Situation, tauschen sich aus und erfahren Stärkung und Anleitung. Auf Internetportalen können Betroffene unter Gleichgesinnten Kraft sammeln, ihre Situation erkennen und sich selber befreien.
Hier zwei Lnks:
http://www.lesbengesundheit.de/essen.shtml
Hier eine Geschichte, ein Film über eine Frau, die jahrelang missbraucht wurde.
Dunkles Thema Missbrauch
Leider – ja es schmerzt mich sehr, dies zu schreiben – ist sexueller Missbrauch aus früher Kindheit oft Auslöser für Esst-Störungen wie Bulime, Anorexie, “binge eating disorder”. Oftmals wissen die Betroffenen nichts von ihren traumatischen Erfahrungen, die sie aus Selbstschutz unbewusst verdrängen und innerlich abspalten. Der Drang, unsichtbar zu sein, hässlich, klein und unweiblich zu wirken, wird mittels Essverweigerung umgesetzt. Obwohl es für Außenstehende unübersehbar ist, wenn Mädchen oder Frauen abmagern, bleiben diese mit ihrer Not oft alleine. Oftmals schlummern die traumatischen Erlebnisse aus der Kindheit in uns, ohne dass wir es merken. Der seelische Schutz lässt uns erst viele Jahre später in die Erinnerung zurück kehren. Ich selber bin in meinen lesbischen Begegnungen und Beziehungen immer wieder Frauen begegnet, bei denen während unserer Verbindung ihre Traumatas hervor brachen. Das waren sehr schmerzhafte Prozesse, selbst für mich als Begleitende. Oft wenden sich ihre Freunde ab, verständlicherweise von dieser Thematik überfordert. Wichtig ist dann eine Hilfestellung von Institutionen.
Weitere Links
Eine sehr professionelle Internetseite aus der Schweiz ist http://www.aes.ch/ . Hier gibt es konkrete Selbsttests und Anleitungen. Kontaktstellen in der Schweiz bekommt Frau hier. Sitzen die Auslöser für Essstörungen tief versteckt in der Kindheit, ist ein Aufenthalt in speziell dafür ausgerichteten Kliniken ratsam.
Auf der Schweizer Internetseite Netzwerk Essstörungen wird ein online Programm entwickelt, das die Überbrückungszeit für Wartende auf einen Klinikplatz erträglich macht. In Deutschland findet ihr das Online-Angebot hier.
Pilzbefall als Auslöser
Ist der Darm von Hefepilzen oder Parasiten befallen, können diese einen totalen Junk-hunger auslösen, der quasi unkontrolliert ist. Die Parasiten verlangen nach ihrem Fressen. Insbesondere Zucker, Süßstoffe, Kohlenhydrate wie der ungesunde Weißweizen sind Lieblingsspeisen dieser ungebetenen Gäste. Es gibt leider jede Menge Begleiterscheinungen, die eine Liste an emotionalen Auswirkungen zeigen. Depression, Müdigkeit, Unausgeglichenheit, Aggression und Konzentrationsschwäche sind einige dieser Auswirkungen. Pilzbefall ist heutzutage keine Seltenheit mehr. Zucker und Süßstoffe werden allen Fertigspeisen untergemischt. Sie sind so schädlich für unseren Organismus. Wenn Bedenken aufkommen, kann ein einfacher Darmtest Antwort geben.
Allergien
Mittlerweile ist es Gang und Gebe, dass unser Körper Allergien hervorbringt. Sei es gegen Milch, Laktose, Histamin oder andere Lebensmittelunverträglichkeiten. Unser Körper schlägt aus, im wahrsten Sinne des Wortes. Er sendet uns Signale, dass irgendetwas nicht stimmig ist, dass etwas aus dem Lot ist. So verhält es sich auch mit den Ess-Störungen. Ist etwas mit uns nicht mehr im Gleichgewicht, so erleben wir ungewöhnliche Essbegebenheiten, die verheerende Auswirkungen auf Gewicht, Stimmung und Gesundheit ausüben können. Was mit einem kleinen Heisshunger auf ein Stück Schokolade beginnt, kann uns irgendwann richtig beherrschen. Dieser Hype auf Süsses, auf Fettes oder auf Kohlenhydrate können Anzeichen sein, dass dem Körper etwas wichtiges fehlt. Spurenelemente oder hochwertige essentielle Fettsäuren, Enzyme, Nährstoffe, Mineralien.
Achtsam sein sich selber gegenüber
Deshalb heisst es jedem Fall, achtsam sich selber zu beobachten, wann etwas auftritt, in welchen Zusammenhängen und was dahinter sich verbirgt. Treten diese Ess-Attacken dann noch mitten in der Nacht auf, ist es höchster Alarm, da mal genauer hin zu schauen. Beginne, Beobachterin deines Agierens, deines Fühlens, deiner Innenwelt zu werden! Schau genau hin, wann Begierden auf Essen in dir aufkommen. Sind sie mit Emotionen verknüpft? Will etwas verdrängt, „weg gegessen“ werden? Will da ein emotionaler Appetit auf etwas mit Lebensmitteln kompensiert werden? Wurde die Nahrungsaufnahme aus Stress oder Kummer ausgelöst? Oder mutiert Essen als etwas Abscheulichen, etwas Überflüssigen? Essen als Kompensation ist für kurze Zeit erlaubt, sollte sich dann wieder normalisieren. Denn unser Körper ist das Gefährt, in dem wir leben, mit dem wir uns bewegen. Wir sollten unseren Körper ehren, ihn gut versorgen, uns gut versorgen. Wenn wir uns selber nehmen und lieben, genau so, wie wir sind, dann können wir selbstbewusst und selbstgestärkt unser Leben lieben. Unser Körper wird es uns danken.
Habt Ihr selbst Erfahrungen gemacht. Was hat euch geholfen? Erzähle deine Geschichte als Kommentar. Wir freuen uns!
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