Einen Tag als Braut
Zu heiraten zählt zu den schönsten Träumen im Leben vieler Frauen. Egal ob frau eine Frau oder einen Mann heiratet, wichtig ist, dass das Herz Ja sagt. Wie frau sich als Braut fühlt, durfte ich einen Tag lang selbst erfahren in den Traumkleidern der Designerin Helen Bender.
Wenn Young Professionals zusammenfinden
„Was für eine schöne Aussicht!“, sage ich und lasse meinen Blick über die Dächer von Mainz schweifen. Meine Freundin und ich sind heute zu Gast bei der Designerin Helen Bender. Zusammen mit ihrer Verlobten trinken wir einen Kaffee auf der großen Dachterasse und warten entspannt auf die Fotografin Lena Reiner und das Team von Renommé einfach schön sein. Heute finden sich einige Young Professionals zusammen, um gemeinsam ein Fotoprojekt auf die Beine zu stellen. Helen Bender entwirft Brautmode für lesbische Paare und hat sich damit bereits auf der New Yorker Fashion Week 2013 einen Namen gemacht. Ich kann kaum glauben, dass ich heute in zwei Brautkleider von ihr schlüpfen darf. Noch nervöser macht mich die Tatsache, dass ich meine Freundin in Brautmode sehen werde. Bei diesen Gedanken werde ich leicht nervös und rufe mir schnell in Erinnerung, dass wir heute nur Modell stehen.
Zum ersten Mal im Brautkleid
Nachdem sich alle in den Räumlichkeiten von Helen eingefunden haben, bekommen wir einen Sekt zur Begrüßung und besprechen den Tag. Die ersten Outfits sind ein kurzes Brautkleid und ein femininer Brautanzug.
Mandy und Luljeta von Renommé begutachten unsere Haare und überlegen sich das passende Makeup zu den Kleidern. Während meine Haare zu einer eleganten, geflochtenen Bob-Frisur drapiert werden, bekommen die blond-gefärbten Haare meiner Freundin ein rockiges Styling.
Nachdem Haare und Makeup sitzen, kommt der Moment, in dem wir in die Brautoutfits schlüpfen dürfen.
Als erstes verschwindet meine Freundin in Helens Atelier. Ich bin ganz aufgeregt. Es macht mich schon ganz verrückt, meine Freundin in einem Hosenanzug zu sehen, aber noch mehr, nun handelt es sich dabei um einen Brautanzug! Die anderen grinsen über meine Nervosität.
Es ist so weit. Meine Freundin kommt aus dem Zimmer und ich merke, wie mein Herz einen Hüpfer macht.
Ich bin ziemlich sprachlos, was bei mir nur selten vorkommt. Meine Hand fährt über die weiche Merino-Wolle.
Helen hat den Dreiteiler perfekt an die Körpermaße angepasst. Alle im Raum sind begeistert und beobachten die elegante, große Schönheit.. Ich würde meine Freundin am liebsten vom Fleck wegheiraten, denn ich habe eine Schwäche für Damenfracks. Bevor ich allerdings anfange Hochzeitspläne zu schmieden, schnappt mich Helen und entführt mich in ihr Atelier.
Nach kurzer Zeit stecke ich in einem kurzen Petticoat-Brautkleid. Der Schnitt erinnert mich an den Stil der Fünfzigerjahre. Dies ist kein klassisches Brautkleid, sondern zeigt den Mut der Designerin auch neue Wege
im Brautmodendesign zu gehen. Im Oberteil erfährt das klassische Herrenhemd eine neue Interpretation,
der Hemdskragen mit kurzer Krawatte bricht den Look des Brautkleides gekonnt und gibt ihm etwas Verspieltes, Außergewöhnliches. Krawatte, Gürtel und Schuhe sind in türkis farblich aufeinander abgestimmt.
Begeistert drehe ich mich hin und her. Meine Freundin schaut mich lächelnd und geheimnisvoll an.
Wie gerne würde ich jetzt ihre Gedanken lesen können!
Im Blick der Menschenfotografin
Ich kann euch sagen, mit einem Brautkleid im Auto zu fahren ist eine Kunst für sich. Doch unsere erste Location ist die Kaiserbrücke in Mainz. Während Helen Silkes Schuhe eigenhändig poliert, sammeln sich die anderen Frauen für eine kurze Besprechung. Die Eisenbahnbrücke ist zwar groß, hat allerdings nur einen kleinen Weg für Fußgänger und Radfahrer. Das macht das Shooting für alle Beteiligen nicht einfach. Lena, die Fotografin, muss darauf achten, keine Passanten im Bild zu haben, während wir anderen aufpassen, nicht von den Fahrradfahrern umgefahren zu werden.
Während ihrer Arbeit verhält Lena sich ruhig. Ein kurzer Blick auf ihr Kameradisplay zeigt, dass sie genau weiß, was sie tut. Schon vor unserem Shooting ist mir auf ihrer Internetseite aufgefallen, dass sie die Persönlichkeit eines Menschen ausdrucksstark in ihren Fotos einfangen kann. Oft kann frau in den Augen der Personen wie in einem Buch lesen und ich bin gespannt, was die Menschenfotografin in den unseren liest.
Gegensätze ziehen sich an
In zwei Autos fahren wir zur zweiten Location: einem besonders schönen Rosengarten in Mainz. Passend zur Location, sind die Outfits diesmal ganz in Weiß. Während ich noch aus dem ersten Kleid schlüpfe, wird Silke
in ihrem zweiten Outfit bewundert. Das außergewöhnliche Brautoutfit besteht aus Bodybluse, Chiffonwest
und Sarouelhose aus zarten Seidenstoffen. Passend zum Partneroutfit wurden die Manschetten der Bluse aus
floraler Spitze gearbeitet. Die verdeckte Knopfleiste bewahrt den ansonsten schnörkellosen Look der Bluse. Darüber trägt Silke eine lässige Chiffonweste, geschnitten aus einem Stück. Die Sarouelhose aus reiner Seide ist nicht nur extrem bequem und luftig, sondern vor allem voll im Trend. Eine neue Interpretation, wie lässige Streetwear zum eleganten Hochzeitslook werden kann.
Habt ihr schonmal versucht, euch in einem kleinen Auto ein enges Brautkleid anzuziehen? Erst als Helen den Reißverschluss schließt, fällt die Angst von mir ab, dass das Brautkleid nicht passen könnte. Mein zweites
Outfit hat es in sich, denn ich trage den Klassiker unter den Brautkleidern: ein bodenlanges Mermaidkleid aus feinstem Seidensatin mit dezenter Schleppe und Wasserfallausschnitt am Rücken. Die Rückansicht wird besonders zum Hingucker, da diese aus edler Spitze besteht und die Haut leicht durchschimmern lässt.
Eine angenehmere Art der Eleganz gibt es nicht. Als i-Tüpfelchen wird kurz unterhalb der Taille ein etwas vier Meter langer Chiffongürtel mehrfach um den Körper geschlungen, er setzt so den Fokus auf meine weiblichen Kurven. Voher hielt ich es für stets unmöglich, ein Mermaidkleid zu tragen, da ich im Gegensatz zu Katalogmodellen breite Hüften habe. Diesen Irrtum konnte Helen mit ihrem Kleid verwerfen. Obwohl das Kleid eng anliegt fühle ich mich rundum schön.
Das die beiden Brautoutfits trotz ihrer gegensätzlichen Stile perfekt zusammen passen, wird spätestens klar, als Silke und ich nebeneinander stehen. Durch den modernen Schnitt des Dreiteilers wird die Eleganz des Mermaidkleides unterstrichen, ohne dabei in den Hintergrund zu fallen. Gegensätze ziehen sich eben an.
Als Silke mich in dem Brautkleid sieht kann ich dieses Mal ihre Reaktion in ihrem Gesicht lesen.
Ich sehe den Stolz und die Bewunderung in ihren Augen. Alles andere tritt für einen kurzen Moment in den Hintergrund. Und als wir durch den Rosengarten schreiten, fasse ich Silkes Hand, und es fühlt sich fast so an, als würden wir wirklich zum Altar schreiten.
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Euer Bild war in der L. Mac **