DJ Blues – Ikone des Nachtlebens
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Exklusiv für unser Online-Magazin nutzt eine freie Schreiberin bei lesbianchic.de, ihre Kontakte und interviewt lesbische Persönlichkeiten. Sie entlockt den Frauen private Einblicke und zeigt, wie die Künstlerinnen ihr Leben konsequent ins Scheinwerferlicht setzen, gesellschaftliche Grenzen sprengen, etwas bewegen und sich kritisch und frei positionieren. Dies ist das zweite Interview. Zu Wort kommt Claudia Lenzen, auch bekannt als DJ Blues.
Claudia, von dir lässt sich locker behaupten, dass du die lesbische Nachtkultur ausschlaggebend prägst. Insbesondere die in Köln. Du warst Mitbegründerin der legendären Tanzbar ‚Vampire‘, in dem sich Promis wie Hella von Sinnen und Bettina Böttinger oder Künstlerinnen und ihre Muse trafen und Neulinge eine Community fanden. Du steckst all dein Herzblut unermüdlich in deine Projekte. Du verknüpfst Nightlife mit Kunst, Kultur, Sport, Sozialem und Politik. Die Women-Pleasure Party mit vier Floors und 2000 Girls ist beispielsweise eine der grössten CSD Partys. Du hast dich zu einer DJane ersten Ranges entwickelt und bist auf internationalen Lesben Festivals vertreten. Gratuliere! Du hast einen ungebrochenen Willen und versetzt Berge, wenn es um die Community geht. Dein eigener Stil, Chic und respektvoller Umgang machen dich unverwechselbar.
Lesbian Chic: Und hey, zusammen mit Ruby Rose hast du tausende von Fans beim spanischen Ola-Girls Event zur Ekstase gebracht. Erzähl, wie war das für Dich?
DJ BLUES: Was das OlaGirls-Team auf die Beine gestellt hat, war fantastisch. Und es war eine Ehre für mich, dieses Spektakel anzuführen. Ruby Rose ist total liebenswürdig und hat alles gegeben. Bewundernswert, wie sie mit dem Druck umgeht, tagtäglich unendliche Erwartungen zu erfüllen. Sie ist doch auch nur ein Mädel wie Du und ich…..
Lesbian Chic: Claudia, woher nimmst du deine beständige Power? Verrat uns dein Geheimnis!
DJ BLUES: Es ist meine Leidenschaft, die Menschen zu bewegen und zu berühren. Durch meine Musik und die Stimmung, die ich damit versuche zu schaffen. Ich möchte die Menschen abholen. Ihre Vorlieben beflügeln meine Fantasie, weiter zu gehen und sie mit zu nehmen. Jeder Abend, jedes Event, jeder Job ist eine neue Herausforderung, die ich liebe ❤ .
Lesbian Chic: Was hältst du von der Entwicklung ,früher live treffen – jetzt online daten‘? Wie sind deine eigenen Erfahrungen?
DJ BLUES: Jedes Online-Treffen braucht eine persönliche Begegnung – früher oder später. Beim Online-Dating geht alles viel schneller, als beim Offline-Dating. Vielleicht ist es schade, die erste Begegnung nicht mehr live zu erleben, sondern via Tastatur. Dabei fehlen so viele Sinne. Den Zauber es ersten Moments kann kein geschriebener Satz ersetzen.
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Lesbian Chic: Demnächst schliesst deine Tanzbar Blue Lounge. Wie sehen deine nächsten Projekte aus? Was steht an?
DJ BLUES: Als Mama, DJ und Stilberaterin einer der größten Medienakademien bin ich schon gut beschäftigt und die Women-Pleasure Party zum CSD machen wir selbstverständlich weiter.
Aber dass wir die Blue Lounge verkaufen müssen, trifft mich natürlich tief. Ich habe in diesem Rahmen alles gegeben und alles erreicht, was möglich war. Ich bekomme viele Nachrichten von Gästen, die erschüttert sind, aber eben auch lange nicht mehr da waren. Ich habe wirklich gekämpft für die letzte exklusive Bastion des lesbischen Lebens, Feierns, Liebens, und Seins. Die Selbstverständlichkeit mit der es uns gab, hat uns allerdings auch beliebig werden lassen. Entweder braucht es diesen Raum nicht mehr, weil die Lesben heutzutage so emanzipiert und integriert sind, um überall zu feiern und sich wohl zu fühlen, oder es gibt den Community-Gedanken nicht mehr.
Deshalb freue ich mich, den Laden in neue Hände zu geben und erst einmal aufzutanken. Und dann lade ich euch vielleicht bald zur nächsten Party ein. Irgendwie, irgendwo, irgendwann.
Lesbian Chic: Du hast einen eigenen Sohn. Bewundernswert, wie Du dein Leben organisierst. Siehst du dich gesellschaftlich integriert?
DJ BLUES: Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. Seit meinem Outing als 17-jährige lebe ich selbstverständlich lesbisch. Unser Sohn wächst selbstverständlich mit zwei Müttern und einem Daddy auf. Ich bin stolz auf unsere Regenbogenfamilie und strahle das sicher auch aus. Das lässt Joschua auch stärker werden, wenn er mal doof von der Seite angemacht wird, weil es jemand nicht versteht. Eltern, die sich verstecken oder Konfrontationen aus dem Weg gehen, haben es sicherlich schwerer, ein selbstbewusstes Kind zu erziehen. Trotzdem gibt es noch viel zu tun und zu kämpfen, bis es in der Gesellschaft ‚normal‘ ist, dass es unterschiedliche Familienmodelle gibt.
Lesbian Chic: Vielen Dank für die interessanten Einblicke in dein Leben und Schaffen, Claudia. Wir wünschen dir noch viele Jahre Power und viel Freude bei deinen aktuellen und kommenden Projekte. Auf bald, irgendwo in Europa, im Nightlife!
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