Coming-OutKommentar / Rezension / Kolumne

Die spinnen, die Lesben!

Play with me

 

 

Hallo liebe Community. Ich bin neu hier, Tourist auf Bewährung sozusagen mit pendenter Visumsanfrage.
Als «Frischfleisch» höchstpersönlich möchte ich es euch nicht vorenthalten, in den folgenden Zeilen einige Eindrücke mit zu teilen, die mir unweigerlich ins Gesicht gepeitscht sind, während meinen ersten Aufenthalten am Rande der Szene. Die Lesbenwelt ist verrückt und ihr, die Frauen darin, habt einen mächtigen Knacks. Nicht alle Tassen im Schrank. Ihr seid wahrhaftig etwas gaga. Und genau das macht euch wahrscheinlich so unglaublich attraktiv.

8 Dinge, auf die ich nicht vorbereitet war:

1. Aggro-Anbaggerei:
Wenn sich zwei Lesben anziehend finden, werden zuerst Todesblicke ausgetauscht. Die erste die lächelt stirbt! En Garde!

2. Die Taktgefühl-Amnesie: Lesben mögens direkt. Sprich, unverblümte Wahrheit in-your-face, 24/7, ob du es hören willst oder nicht. Wenn du also dachtest, Kinder seien grausam, geh mal nach Lesbenland. Autsch.

3. Die Friendshit-Attitüde: Nirgends brodelt die Gerüchteküche in solchem Ausmass, wie in der Szene. Diese Frauen müssen sich wirklich über alles und jede «d’Schnurre verriisse» und wissen alle mit höchster Wahrscheinlichkeit, welche Farbe dein Höschen heute hat, noch bevor du es überhaupt anziehen konntest. Der beste Gegenangriff ist also, logischerweise, keines zu tragen! Falls das für dich aber nicht in Frage kommt, trag es wenigstens mit Strapse. So hast du immerhin einen kleinen Rückhalt in dieser gnadenlosen Schlangengrube.

4. Der Mythos «die Szene»: In aller Munde. Wo sie ist und wie sie aussieht, ist mir noch weitgehend ein Rätsel. Ist man draussen will man rein, ist man drin will man raus. Da + und – Null ergeben, ist meine Schlussfolgerung: not existent. Mythos. Scheiss auf die Szene. Lieblingsfrage der Szenis: «Du bist aber nicht in der Szene, gäll?» Dabei werde ich angeschaut wie flauschige Muffins frisch aus dem Ofen mit noch geschmolzener Schokolade in der Mitte. Ich antworte höflich mit «Nein», denke aber «Huere Siech wänder mich verarsche, WER UND WO ISCH DIE SZENE ÜBERHAUPT?» Bitte um Aufklärung.

 

Agyness_Deyn_2
zu gut um wahr zu sein?

 

 

5. Der Ruf: Die tiefgreifende Macht «der Szene» äussert sich in folgendem Phänomen: Lernst du ein schmuckes Frauchen kennen, kommt früher oder später (meistens früher) das Thema vom eigenen Ruf innerhalb der Szene zur Sprache. Als gäbe es kein Entfliehen, als müsse um jeden Preis gebeichtet werden, wird (ohne Aufforderung!) der eigene miserable Ruf gestanden, aber «eigentlich stimmt das nöd, ächt nöd imfall, ich weiss nöd wieso alli das vo mir säged». Aha. Lächeln. Danke für die Details. In-die-Scheisse-geritten. Next! Eines muss man den Girls aber lassen: offen sind sie!

6. Die Hingabe zur geometrischen Herausforderung: Wenn Heteros mit – oh Schreck – Dreiecksgeschichten zu kämpfen haben, nehmen es die toughen Frauen bei ihren Beziehungen mit weitaus komplizierteren Konstrukten auf: Start beim 6-Eck, Sterne nicht ausgeschlossen, Trapeze, Pyramiden, Zylinder, alles! Nichts für zarte Seelen. Aber da wir unsere Seelen sowieso dem Teufel verkauft haben, ist es ja egal. Der letzte Punkt auf der To-do-Liste lautet per se schon «schmoren in der Hölle».

7. Die verdammte Rebecca*: Meine Ex. Deine Ex. Unsere Ex. No further comment required. Ausser vielleicht: Lasst es doch einfach mal gut sein, liebe Frauen und get the fuck over your exes.

*Wer sich nun denkt: what?! – Anspielung auf den Roman Rebecca von Daphne du Maurier. Zentrale Figur darin ist Rebecca, die verstorbene Ex, die allgegenwärtig im Haus spukt.

8. Pyjama-Outfit en vogue: Meine lieben, ich weiss, dass es draussen Nacht ist, aber trotzdem: Manchmal frage ich mich, ob CALIDA einen Vertrag mit den Partyveranstaltern ausgehandelt hat.

Und dann noch zu guter Letzt ein Phänomen, das ich im Lesben-Dschungel (als Liane getarnt mit Efeu um den Kopf) beobachtet habe.

Die unterschiedlichen Paare.
Es wird ja gesagt, dass man sich den Menschen angleicht, die man liebt. Wenn sich Besties genau gleich anziehen, ist es ja das eine. Wenn aber ein Frauenpaar gleich aussieht und sich gleich verhält, dann ist das irgendwie einfach seltsam.

Typ 1: Das einfach uncoole Paar.
Entdeckt auf Tanzflächen. Meist beide ohne jegliches Rythmusgefühl und etwas unbeweglich. In ihrer vollen Pracht entfalten sie sich, wenn sie auf der Tanzfläche herumfuchteln, «Tauchbewegungen» machen und unstimmig neben dem Takt hüpfen. Lohnenswert ist die Beobachtung ihres erregten Paarungsverhaltens, wenn sie, ihren Arsch wippend und Becken kreisend, ineinander verknotet runter in die Knie gehen, inkl. Bauarbeiterausschnitt. Drop it like it’s hot, girls. Unschönes Rummachen inbegriffen. Ihr habt es verstanden: das ist wie bei einem Unfall. Mann will wegsehen, kann aber nicht.

Typ 2: Das hübsche, zwillingshafte Paar.
Irgendwie scheinen sie einem Katalog entsprungen zu sein. So schön beide Frauen alleine aber auch sein mögen, wirken sie zusammen einfach befremdlich in ihrer Ähnlichkeit. Eindringlich frage ich mich: wie kann frau es sozusagen mit sich selber tun? Irgendwie ist das doch der ultimative Akt des Narzissten. Seltsam. Egoistisch! Teilt euch mal mit uns anderen. Hallo.

 

hat-sich-jasmin-in-anni-verliebt

Typ 3: Das obercoole, offene Paar mit Harem im Anhang.
Ja, meistens sind die zwei Frauen äusserst heiss, witzig und attraktiv. Für Aussenstehende richtig ärgerlich, dass sie aneinander vergeben sind. Die Ausstrahlung schreit nach Flirt, ohne eine richtige Aufforderung erteilen zu müssen. Rundherum schwirren unaufhörlich ihre vielen Anhängsel, wahrscheinlich 50% davon Ex-Freundinnen, und scheuen keinerlei Körperkontakt. Ach, sind wir alle gut befreundet! Solche Weiberwolken laden immer zum spannenden Spiel ein: Errate die Vernetzung. Klar, nur lustig für neue und somit ahnungslose Szenentrittbrettfahrerinnen.

Wer sich jetzt fragt: «Und wer bist du eigentlich, der da über alles urteilt?» – «Ich bin neu, ich darf das.»  [cm] Was haltet ihr von der Szene? Wir sind gespannt auf eure Meinungen!



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1 Comment

  1. Luka
    6. April 2015 at 14:06

    der text ist grossartig! du sprichst mir bizli aus der seele. seit etwa 5j in züri unter dem regenbogen unterwegs, komm ich mir noch jedes mal genau so vor x)

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