Das Liebesexperiment
Am 19. April habe ich meinen bisher romantischsten Artikel hier gepostet. In dieser rosaroten Stimmung nahm ich mir dann felsenfest vor, von jetzt an auf die Richtige zu warten – und auf sexuelle Abenteuer zu verzichten. So bin ich, alles oder nichts. 14 Tage sind seither vergangen. Höchste Zeit, Bilanz zu ziehen:
Die ersten 7 Tage
Ich bin dämlich lächelnd durch die Gegend gelaufen, habe jede Frau mit anderen Augen angesehen und mir bei jeder einzelnen, die ich getroffen habe, die Frage gestellt, ob vielleicht SIE die Richtige für mich wäre. Ich habe mein Herz geöffnet, habe romantische Gedanken zugelassen, habe nicht mehr masturbiert (!!!), habe signalisiert: ICH BIN BEREIT FÜR DIE LIEBE! Was für ein schönes Gefühl! Ich wurde von rosaroten Wolken getragen, war auf beinah schon kitschige Weise glücklich, ausgeglichen, euphorisch, optimistisch, freundlich, zuvorkommen, kontaktfreudig und charmant. Grundstimmung: Fast schon unaushaltbar positiv! Denn: Unsagbar schön ist es, auf die Liebe zu warten! Warum bin ich nicht früher auf diese Idee gekommen, das mal auszuprobieren? Hach, was ich alles verpasst habe! Hach, welch wunderschöne Gefühle mir durch mein Rumgevögle durch die Lappen gegangen sind!
Die Tage 8 bis 13
Je mehr mir mein Umfeld von seinen sexuellen Errungenschaften erzählt hat, desto mehr kam ich ins Grübeln: Will ich das Alles verpassen? Bin ich sexlos und auf Liebe wartend wirklich glücklicher? Bin ich neidisch? Die Antworten: Weiss nicht – weiss nicht – JAAAAAAAAAAAAA!!! Trotzdem wollte ich am eingeschlagenen Weg festhalten, nicht aufgeben, stark bleiben. Ich sagte mir: „Am Anfang ist es schwierig, da Neuland. Da etwas fehlt. Wie wenn Frau aufhört zu rauchen, beispielsweise. Da ist plötzlich viel Zeit, mit der Frau nichts anzufangen weiss. Weil Frau vorher die Zeit eben rauchend genutzt hat. Aber es ist gesünder. Und das Warten wird sich lohnen (das bezieht sich jetzt nicht mehr auf die Zigaretten). Die Frau an deiner Seite wird dich all das Leid und den Kampf vergessen lassen, der nächste Sex wird Sex mit Liebe sein – wundervoll und unfassbar schön. Diese Erfahrung wird alles um ein Vielfaches kompensieren.“ Ich blieb also fokussiert auf die Liebe, war sogar im Ausgang (was ich zuvor penibel vermieden hatte, da zu gefährlich), habe weder eine angemacht, noch mich anmachen lassen, noch eine mit nach Hause genommen. Grundstimmung: ICH FÜHLE MICH GUT, ICH FÜHLE MICH GUT, ICH FÜHLE MICH GUT! (Kontinuierliche Repetition führt hoffentlich dazu, dass ich mir das glaube.)
Tag 14
Ich fühle mich … SCHEISSE! Ich bin AGGRESSIV! Ich bin SENSIBEL! Und – nein – es liegt nicht an meinen Tagen, die habe ich nämlich noch nicht! Und die sind auch nicht im Anmarsch! Natürlich habe ich die EINE in diesen zwei Wochen NICHT gefunden! Es war ja auch zuvor keine in Reichweite – warum hätte sie also genau jetzt auftauchen sollen?! Praktisch wäre es natürlich gewesen, aber realistisch?! Nicht wirklich! Zudem hatte ich ganz vergessen, dass ich absolut UNAUSSTEHLICH werde, wenn ich nicht regelmässig Sex habe!!! Mein Umfeld hat nun darunter zu leiden! Und weil ich ein wahnsinnig sozialer Mensch bin, breche ich das Experiment hier und heute und genau jetzt ab! Im Dienste des Weltfriedens (und meines Gefühlshaushalts)! Neue Taktik: ich darf auch meinen Spass haben, während ich auf die Eine warte! Ich bin einfach offener, wenn ich neue Bettgeschichten am Laufen habe, treffe mich vielleicht nach dem Sex mal auf einen Drink mit ihnen, schmeisse sie nicht schon vor dem Morgengrauen aus meiner Wohnung und biete sogar einen Kaffee nach dem Aufstehen an! Ja, all das werde ich machen! Das sollte reichen! Oder?! Bitte!!! Und wer was Anderes behauptet: Ich will’s weder hören, noch lesen!!! Grundstimmung: „=?/ç/*?ç)“&)&=*&=*/=)!!!!
Tag 15
EXPERIMENT – ERFOLGREICH – ABGEBROCHEN – GRUNDSTIMMUNG: BLENDEND!
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