Lagerfelds Sommernachtstraum für die Homo-Ehe
Die Couture-Show von Chanel bot am Dienstag Anlass für viele „Ahs“ und „ Ohs“. Mit offenen Mündern und mehr als fasziniert ließ Karl Lagerfeld nicht nur die Fashionvictims in Paris zurück, sondern löste eine weltweite Begeisterungswelle bei Homoaktivisten aus.
Warum?
Karl Lagerfeld liebt es elegant. Seine Mode für Chanel ist nicht nur chic, sondern jedes mal etwas ganz Besonderes. Zu der Chanel Haute Couture Show Frühjahr/Sommer 2013 am Dienstag verwandelte er das Grand Palais in einen Märchenwald. Unter den Gästen sind Diane Kruger, Rita Ora, Clemence Poesy, Anna Wintour und sogar die Prinzessin von Thailand. Lagerfelds Gespür für Ästhetik und kleinste Details spiegel sich auch in der Location wieder, denn die ist einfach atemberaubend. Kieselwege, Akazien und Palisaden ergänzen sich unter der großen Glaskuppel des Grand Palais zu einem verwunschen-mystischen Wald.
Die Kollektion ist Ode an die Belle Epoche und enthält, wie gewohnt, Variationen des klassischen Chanel-Kostüms. Chef-Designer Lagerfeld spielt mit den Proportionen der Frau: Schmale Hüften und breite Schultern sind auch diesmal unumgänglich.
Im ersten Teil der Show präsentierte Chanel moderne, weit geschnittene Tweed-Kostüme in Weisstönen und Schwarz. Anschließend folgten Maxikleider mit geblümten Prints und Roben aus Spitze und Federn, die allesamt in Schwarz, Weiss oder Pastelltönen wie Flieder oder Rose gehalten waren. Dezente rote Details setzten farbliche Akzente. Im Anschluss an die Maxikleider schmiegen sich raffinierte Minikleider mit einer Stola-ähnlichen Schulterpartie an die Mannequins. Models wie Cindy Wixson, Stella Tennant oder die deutsche Antonia Wasseloh stolzierten in Peeptoe-Stiefel aus Spitze, Metallic- oder Glattleder über den Laufsteg. Düstere Schminke mit Clockwork-Orange-Wimpern und seitlich angebrachter Feder-Kopfschmuck brachte einen gewissen Gothic-Appeal in die Haute Couture von Chanel.
Die Aktivisten der Haute Couture
Mit auf dem Laufsteg ist auch die 20 jährige Cara Delevingne, die erst seit 2010 modelt. „Sie ist sehr jung, gerade 20, wir machen jetzt strategische PR mit ihr, damit sie in der breiten Öffentlichkeit bekannt wird. Mädchen wie sie sind wie der Jetstream einer Boeing 747 “, erklärt Sarah Doukas von Storm Model Managements. Und Cara nutzt ihren Bekanntheitsgrad sinnvoll aus. Auf Facebook bittet sie ihre fast 140.000 Fans eine Petition zur Unterstützung der Homo-rechte in Uganda zu unterstützen.
Wir finden das super!
Ein Statement des Modezaren
Auch Kaiser Karl hat sich zeitgemäss etwas Ungewöhnliches für das Finale der Show einfallen lassen: Traditionell wird zwar Brautmode präsentiert, doch diesmal gibt es gleich zwei Brautkleider, denn Lagerfeld hat gleich zwei Bräute Hand in Hand über den Runway geschickt. Begleitet werden die beiden Schönheiten in weisser Spitze von Hudson Kroening, dem Patenkind des Modezaren höchstpersönlich.
Die liebevolle Inszenierung der Regenbogenfamilie schreit es förmlich heraus: Zwei Kleider sind schöner als eins und zwei Menschen zusammen schöner als allein. Völlig gleich, welchem Geschlecht sie angehören. Und seht her: Zu dritt können sie sogar eine Familie sein.
Während sich die gewaltsamen Proteste gegen den Homo-Ehe und den entsprechenden Gesetzesentwurf in Frankreich zunehmend häufen, proklamiert Kaiser Karl seine Meinung zur Diskussion um die gleichgeschlechtliche Ehe in friedlichem Weiss und Tüll. Das dürfte doch eine Sprache sein, die man in Frankreich versteht
Religiöse Unterwerfung ist dem Modeschöpfer ohnehin zuwider: “Ich verstehe diese Diskussion in Frankreich nicht, da Staat und Kirche seit 1904 voneinander getrennt sind.” Weniger tolerant äußert er sich zur Adoption: Männer sollten dabei lieber elternlose Kinder adoptieren als Leihmütter zu engagieren. Allerdings erschienen ihm zwei Mütter für ein Kind vorteilhafter als zwei Väter. „Ein Kind ohne Mutter, das ist ein bisschen traurig.“ Die Idee, dass gleichgeschlechtliche Paare „Babys bestellen“, unterstütze er weniger. „Danach bin ich nicht verrückt“, sagte der 79-Jährige. Vielleicht, weil es für ihn selbst keine Relevanz (mehr?) hat.
Karl Lagerfeld geht mit seiner eigenen Sexualität übrigens eher verschwiegen um. Dass er Prostitution und Pornografie sehr zu schätzen weiss, gibt er zwar gerne bekannt, alles weitere allerdings nicht. Seine Mutter hat ihren Karl zu viel Toleranz erzogen. Als er sie nach der Bedeutung von Homosexualität fragte, soll sie gesagt haben: “Das ist etwas wie eine Haarfarbe – es ist egal, ob du blond oder brünett bist.”
No Comment